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Terror durch Reitermilizen

Etwa 400 Tote in zwei Grenzdörfern des Tschad

Genf/Nairobi (dpa). Die Zahl der Opfer bei Angriffen mutmaßlicher arabischer Reitermilizen im Tschad ist auf bis zu 400 gestiegen.
Die genaue Zahl lasse sich möglicherweise nicht mehr genau feststellen, weil viele Tote in Massengräbern bestattet wurden, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) mit. In der vergangenen Woche war zunächst von etwa 65 Toten die Rede gewesen. »Die Situation ist weitaus schlimmer als zunächst angenommen, sie ist apokalyptisch«, betonte ein UNHCR-Sprecher.
Die Angreifer hätten in den beiden Dörfern Tiero und Marena nahe der Grenze zu der sudanesischen Krisenregion Ende März Hunderte Hütten in Brand gesteckt und wahllos auf Männer, Frauen und Kinder geschossen.
Die tschadische Regierung machte die Dschandschawid für die Angriffe verantwortlich, die aus dem Sudan über die Grenze gekommen seien. Seit den jüngsten Angriffen seien 9000 tschadische Flüchtlinge in einem neu eingerichteten Lager des UNHCR eingetroffen, indem sich bereits 9000 Flüchtlinge aufhalten. Einige der Neuankömmlinge seien bereits zuvor mehrfach vertrieben worden.
Das tschadische Militär hat seine Stellungen in der Region verstärkt. Unterdessen meldet die sudanesische Regierung Gefechte mit tschadischen »Rebellen«. Dabei seien 17 sudanesische Soldaten ums Leben gekommen, sagte ein Armeesprecher in Khartum.
Das Außenministerium warf dem Tschad vor, einen erst vor zwei Monaten vereinbarten Nichtangriffspakt verletzt zu haben. Der Tschad wies die Aggressionsvorwürfe zurück und erklärte, seine Truppen hätten einen vom Sudan aus geführten Angriff von Rebellen zurückgeschlagen. Die internationale Staatenwelt müsse die vom Nachbarland ausgehende Gewalt unmissverständlich verurteilen.
Der UN-Sicherheitsrat hatte ursprünglich eine UN-Mission nach Darfur schicken wollen, was die sudanesische Regierung jedoch bisher verhindert hat. Der jüngste Plan sah vor, UN-Soldaten auf tschadischer Seite nahe der Grenze einzusetzen, was der Tschad ablehnt. Arabische Reitermilizen gehen in Darfur seit etwa vier Jahren mit Rückendeckung der Regierung in Khartum gegen die schwarzafrikanische Bevölkerung vor. Etwa 2,5 Millionen Menschen aus Darfur und mehr als 100 000 Menschen aus dem Tschad wurden vertrieben.

Artikel vom 11.04.2007