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Internationale Sorge um das iranische Atomprogramm

UN-Generalsekretär Ban fordert die Einhaltung der Resolutionen

Berlin/Moskau/New York (Reuters). Der Iran hat mit dem von seiner Führung verkündeten Durchbruch bei der Uran-Anreicherung international Besorgnis, aber auch Skepsis ausgelöst. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft zeigte sich gestern beunruhigt über die Ankündigung Teherans, die Urananreicherung in industriellen Maßstab zu betreiben.Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad.

Das russische Außenministerium erklärte dagegen, es habe keine Erkenntnisse über eine grundlegende Änderung beim Atomprogramm der Islamischen Republik.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte, Iran werde dringend dazu aufgerufen, den Forderungen der internationalen Gemeinschaft zu entsprechen und die Voraussetzungen für eine Rückkehr an den Verhandlungstisch zu schaffen. Die USA hatten bereits zuvor erklärt, sie seien sehr besorgt über die Atomerklärung des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte die Führung in Teheran umgehend auf, sich an die Resolutionen der Vereinten Nationen zu halten. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen fordert vom Iran, die Uran-Anreicherung zu stoppen, die auch zum Bau von Atomwaffen genutzt werden kann.
Erst Ende März hatte das Gremium seine Sanktionen gegen den Iran verschärft, der im Verdacht steht, unter dem Deckmantel eines Kernenergieprogramms an Atomwaffen zu arbeiten. Der Iran hat westliche Vorwürfe stets zurückgewiesen, mit seinem Atomprogramm nach Massenvernichtungswaffen zu streben. Er hoffe, dass die iranische Regierung selbst unter den gegenwärtigen Sanktionen des UN-Sicherheitsrats einen Dialog mit der Absicht auf Verständigung suche, sagte Ban.
Ungeachtet internationaler Kritik hat der Iran gestern im Atomstreit noch einmal nachgelegt. Der Chef der Atombehörde, Gholam-Resa Aghasadeh, kündigte an, die Führung in Teheran habe vor, nicht nur 3000, sondern 50000 Zentrifugen zur Urananreicherung in der Atomanlage in Natans zu installieren. Teheran hat gestern auch jedwede Verhandlungen über sein umstrittenes Atomprogramm ausgeschlossen, solange der Westen als Vorbedingung dafür weiter die Aussetzung der Urananreicherung verlange. Der iranische Außenminister Manuchehr Mottaki sagte in Teheran, sein Land sei zu Gesprächen ohne Vorbedingung bereit, die »andere Seite sollte jedoch etwas Neues vorlegen«.
Unterdessen hat die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) in der iranischen Anreicherungsanlage Natans mit einer Inspektion begonnen, die Klarheit über die von Ahmadinedschad vermeldeten Fortschritte bringen könnte. Die Inspektoren seien zu einer einwöchigen Routineuntersuchung in der Atomanlage, sagte ein iranischer Behördenvertreter.
Der iranische Chefunterhändler Ali Laridschani hatte bestätigt, dass Teheran in Natans 3000 Gaszentrifugen installiert habe. Diese Angaben werden von internationalen Experten bezweifelt. Die Ergebnisse der neuen IAEO-Kontrollen sind im nächsten Bericht von IAEO-Chef Mohammed el Baradei enthalten. Am IAEO-Sitz in Wien hieß es, nach gesicherten Informationen habe Teheran bisher nur 1000 Gaszentrifugen installiert. Ob diese in vollem Umfang angereichertes Uran 235 zum Betrieb von Atomkraftwerken produzieren, sei ungewiss. Langfristig will der Iran 50000 Gaszentrifugen in Natans installieren, um mit dem hergestellten atomaren Brennstoff 20 Kernkraftwerke betreiben zu können. Kommentar

Artikel vom 11.04.2007