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Epiktet, griech. Philosoph (50 - 138 n. Chr.)

»Nicht die Dinge an sich, sondern das, was über sie behauptet wird, beunruhigt die Menschen.«

Leitartikel
Horrorgerede ohne Maß

Wir sterben schon seit langem aus...


Von Rolf Dressler
Nehmen wir nur einmal an, die Schreckensvorhersagen der UN-nahen Deutschen Stiftung Weltbevölkerung seien nicht so windig-wackelig wie die Wettervorhersagen etwa für die Osterfeiertage 2007 - oder gar diejenigen für die Erderwärmung von morgen und übermorgen.
Dann also müsste die Menschheit davon ausgehen, dass die Weltbevölkerung bis zum Jahre 2050 nochmals einen gigantischen Sprung tun wird: von heute 6,7 auf 9,2 Milliarden. Und das, obwohl absehbar zunehmend weniger Kinder geboren werden. Denn den mächtigen Zuwachs dürften ausschließlich die Entwicklungsländer zuwege bringen.
Die unheilschwangeren Schlagzeilen schreiben sich von selbst: Das Weltvolk explodiert - Mutter Erde ächzt - Die Last wird unerträglich - Kollaps unausweichlich.
Verschwendet eigentlich irgendjemand einmal einen Gedanken daran, welche regelrechten Zukunftsangst-Psychosen das fortwährende Horrorgerede von Überbevölkerung und Welt-Klimakatastrophe hervorruft?
Bereits fast jedes vierte Baby in Nordrhein-Westfalen stammt aus Verhältnissen, in denen Frau und Mann nicht miteinander verheiratet sind. Tendenz rasch weiter steigend. Die Ehe, so heißt es, befinde sich anhaltend auf Talfahrt, büße an Beliebtheit mehr und mehr ein. Das klingt unverbindlich, beinahe niedlich. Die Wahrheit aber ist: Man will sich weniger denn je auf Dauer binden und wechselseitige Verpflichtungen auf sich nehmen.
Lose lässt sich leichter an, seit das Recht auf allen Ebenen, oft fast bis zum Geht-nicht-mehr und massiv zu Lasten von Ehe und Familie, liberalisiert wurde: Namensgebung, Abtreibung, Scheidung - der Aufbruch in die neue, große Freiheit und Beliebigkeit liegt nun schon vier Jahrzehnte zurück. Es ist aber ganz gewiss kein Zufall, dass die Geburtenzahlen in Deutschland damals binnen kurzem, nämlich von 1968 bis 1977, von 2,4 auf 1,4 Babys je ge- bärfähiger Frau abstürzten. Und heute liegt der Statistik-Wert nur noch bei 1,2.
Kann es aber nicht sein, dass immer mehr junge Menschen auch deshalb auf Kinder verzichten, weil ihnen alle möglichen und unmöglichen Apokalypse-Akrobaten die Zukunft in schwärzesten Farben malen? Und welchen anderen Reim sollen die Jüngeren sich auch darauf machen, wenn Politiker, Wissenschaftler und sonstige Mitredende ihnen düster bedeuten, dass die Erde Menschenmassen von neun, zehn oder sogar zwölf Milliarden keinesfalls mehr ernähren, geschweige denn, eine lebenswerte Existenz werde bieten können?
So gesehen sind Bevölkerungs-katastrophen-Verkünder gleichermaßen von Übel wie Klimakatastrophen-Schreier.
PS. Übrigens stirbt Deutschland im Grunde schon seit 1904 aus. Denn damals bekam die Frau im Durchschnitt erstmals weniger als 2,1 Kinder. Die genau aber wären nötig, um die Einwohnerschaft konstant zu halten. Doch das ist für uns Heutige auch kein wirklicher Trost...

Artikel vom 11.04.2007