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Ärzte-Mangel auf dem Land

»Buschzulage« soll Mediziner nach Ostwestfalen-Lippe locken

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). In allen ländlichen Regionen im Land Nordrhein-Westfalen zeichnet sich ein Mangel an Hausärzten ab. Von den sich abzeichnenden Engpässen in der medizinischen Versorgung ist besonders Ostwestfalen-Lippe betroffen.
Andreas Daniel: finanzielle Anreize schaffen.

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) müssten sich die Patienten beim Arztbesuch auf längere Wege und längere Wartezeiten einstellen. Um die Ausdünnung der hausärztlichen Versorgung abzumildern, seien finanzielle Anreize notwendig, sagte KVWL-Sprecher Andreas Daniel dieser Zeitung. Mit den Krankenkassen werde derzeit über eine Landarztzulage verhandelt. Dieses »Buschgeld« könne in Form einer Pauschale oder eines Zusatzhonorars gezahlt werden. Zudem werde es immer mehr Versorgungsnetze für eine ganze Stadt geben, wie zum Beispiel in Bünde (Kreis Herford). Über die Verteilung der Honorare würden die 40 Mediziner vor Ort entscheiden. Auch die Einrichtung von Praxis-Filialen zeichne sich ab. Diese Praxen hätten nur an wenigen Tagen, wie donnerstags und freitags, geöffnet.
In ganz NRW gebe es genügend Hausärzte. Die Verteilung der 26 000 Mediziner sei aber regional sehr unterschiedlich. Während zum Beispiel in OWL, der Eifel und am Niederrhein ein Medizinermangel drohe, seien Großstädte wie Bielefeld, Münster, Bochum und Dortmund kaum betroffen.
In OWL seien besonders die Kreise Herford und Lippe betroffen. In den nächsten fünf Jahren werde hier jeder vierte Hausarzt in den Ruhestand gehen, sagte Daniel.
Im Kreis Herford seien 26,1 Prozent der Hausärzte älter als 60 Jahre und 38,8 Prozent zwischen 50 und 60 Jahre alt. Lediglich sechs Prozent seien unter 40 Jahre.
In Lippe seien 24 Prozent der Ärzte über 60 Jahre und 38,5 Prozent zwischen 50 und 60 Jahre alt. 7,8 Prozent der Vertrags-Mediziner seien unter 40 Jahre. Zudem gebe es in ganz Ostwestfalen-Lippe außer Paderborn eine starke Überalterung bei den Kinderärzten. Im Kreis Höxter seien 85 Prozent der sieben Kinderärzte über 50 Jahre alt. Im Kreis Minden-Lübbecke seien zwölf Prozent der Kinderärzte über 60 Jahre und 53 Prozent über 50 Jahre alt.
Auch bei der Chirurgen sei die Situation in Ostwestfalen-Lippe bis auf Bielefeld dramatisch. Hier herrsche akuter Nachwuchsmangel. Es gebe keine niedergelassenen Chirurgen die unter 40 Jahre alt seien. Im Kreis Herford seien 25 Prozent der Chirurgen über 60 Jahr und 50 Prozent zwischen 50 und 60 Jahre alt. Die Zahlen für den Kreis Minden-Lübbecke: 36,5 Prozent über 60 und 45,5 Prozent zwischen 50 und 60 Jahre. S. 4: Kommentar

Artikel vom 12.04.2007