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Mordanklage nach tödlichen Stichen am See

Opfer in Falle gelockt - Mutter, ihre beiden Töchter und zwei Komplizen stehen vor Gericht

Bielefeld (hz). Sechs Monate nach den tödlichen Messerstichen auf einen 23-jährigen Türken am Obersee müssen sich die fünf Tatverdächtigen vom 19. Juni an vor der III. Großen Strafkammer des Landgerichtes verantworten. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft reichen von Mord bis Körperverletzung mit Todesfolge.

Die Bluttat drei Tage vor Heiligabend vergangenen Jahres hatte weit über Bielefelds Grenzen hinaus für Schlagzeilen gesorgt. Am Abend des 21. Dezember 2006 war der Bielefelder Türke Umut O. von einem Jesidenclan auf dem Obersee-Parkplatz am Viadukt in eine heimtückische Falle gelockt worden. Der 23-Jährige soll von den fünf in Untersuchungshaft sitzenden Angeklagten, darunter eine Mutter und ihre beiden Töchter, verprügelt, beschossen und schließlich mit vier Messerstichen lebensgefährlich verletzt worden sein. Am frühen 22. Dezember 2006 gegen 2 Uhr starb der junge Mann trotz Notoperation im Städtischen Klinikum Mitte - Umut O. war unter anderem direkt in das Herz gestochen worden.
Laut Anklage von Staatsanwalt Christoph Mackel soll der 20-jährige Alischan H. den Bielefelder Türken mit einem Messer angegriffen haben. Gekannt haben sich Täter und Opfer vorher nicht. Alischan H., ein kurdischer Jeside aus Hamm und ein Bekannter der in Bielefeld wohnenden Mutter und ihrer Töchter vom Jesidenclan S., wird sich vor dem Landgericht wegen Mordes verantworten müssen. Gegen die 44-jährige Suade S. und ihre Töchter Semire (30) sowie Zeynab (17) ist Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge erhoben worden. Das Gleiche gilt für den Bielefelder Jesiden Safin N. (20), der auf Umut O. geschossen haben soll.
Mehr als drei Monate nach dem Verbrechen ist das Motiv weiter unklar. So war Umut O. vom Jesidenclan S. beschuldigt worden, eine dritte Tochter der Familie vergewaltigt zu haben. Auch eine unerwünschte Beziehung zwischen dem Opfer und der 17-jährigen Angeklagten könnte zum Mord geführt haben.
Derweil geben sich die Anwälte der Tatverdächtigen vor dem Prozess kämpferisch. »Meine Mandantin wollte das Opfer nur zur Rede stellen, aber nicht töten«, erklärte Carsten Ernst, der Semire S. verteidigt. Sein Kollege Andreas Chlosta vertritt die jüngere Schwester. Diese Frau, unterstrich Chlosta, habe nur als Lockvogel für Umut O. gedient: »Am Mord hat sie nicht mitgewirkt.«

Artikel vom 11.04.2007