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Adressenhandel ärgert Pfeifenbauer

IHK verkauft ganz legitim Firmendaten - Delbrücker fühlt sich getäuscht

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen zu Bielefeld hat im vergangenen Jahr 275000 Adressen an 550 Unternehmen oder Kunden verkauft.

»Wir vermitteln Geschäftskontakte, das ist auch unser Auftrag«, sagt Rolf Busse, der bei der Wirtschaftskammer die Mitgliederdaten verwaltet.
Ein neues IHK-Mitglied schimpfte jedoch am Donnerstag: »Meine Daten sind ungefragt verkauft worden«, ärgert sich Christian Behrens. Der 44-jährige Delbrücker fühlt sich von der IHK verschaukelt.
Vor einigen Wochen meldete er ein Gewerbe an: Behrens, der hauptberuflich als Journalist in Köln arbeitet, hat ein ungewöhnliches Hobby: Er baut und verkauft Freehand-Pipes - handgefertige Tabakpfeifen. »Dazu brauchte ich eine Steuernummer.« So meldete er seine Umsatz- und Gewinnerwartungen an das Finanzamt und war schockiert, als ihm ein paar Tage später eine Beratungsfirma aus Oldenburg telefonisch ihre Dienste anbot.
»Woher wussten die von meinem Gewerbe? Woher hatte die Firma meine Telefonnummer?« Behrens fand heraus, dass die Daten vom Finanzamt an die IHK Ostwestfalen weiter geleitet - und von der Kammer dann offenbar verkauft wurden. »Das mag zwar formaljuristisch richtig sein. Mit der Weitergabe meiner Daten bin ich allerdings nicht einverstanden«, ist Behrens sauer.
Die IHK sieht den Sachverhalt anders. »Wir weisen alle Mitglieder schriftlich darauf hin, dass sie die Weitergabe ihre Daten sperren lassen können«, erklärt Rolf Busse. Von diesem Widerspruchsrecht hätten allerdings im vergangenen Jahr nur etwa drei Prozent der insgesamt 12000 neu bei der IHK aufgenommenen Firmen oder Gewerbetreibenden Gebrauch gemacht, schätzt Busse.
Handelregisterdaten seien öffentlich, der Verkauf von Daten legitim, sagt Busse. Die IHK (insgesamt 94000 Mitglieder) gebe jedoch nicht alle Daten preis. »Verkauft werden nur Firmenname, Anschrift und der Wirtschaftszweig.« Dagegen seien »sensible« Informationen wie etwa Angaben zu Umsatz und Ertrag, die zum Teil aus eigenen Umfragen stammten, tabu.
Nennenswerte Einnahmen erziele die IHK mit dem Datenhandel nicht, sagt Busse. »Der Verkauf deckt gerade einmal unsere Kosten für das Rechenzentrum.« IHK-Mitglieder müssten für Auskünfte zwölf Euro sowie pro gefundener Adresse 15 Cent zahlen, für Nicht-Mitglieder kostet der Service 15 Euro und je »Treffer« 25 Cent.

Artikel vom 06.04.2007