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Von Burgit Hörttrich

Bielefelder
Optik

Liebe auf den zweiten Blick


Der Kölner ist stolz auf seine Stadt. Der Münchener schwärmt von der »Weltstadt mit Herz«. Der Hamburger vom »Tor zur Welt«, und für den Berliner gibt es eh keine wunderbarere Stadt als eben Berlin.
Na und?
Wir Bielefelder wissen: Auch Köln, auch Hamburg, München und Berlin haben ihre hässlichen Schmuddelecken. Ihre langweiligen Straßen. Ihre öden Plätze.
Nur: Die Einwohner sehen gegenüber Auswärtigen souverän darüber hinweg, während der Bielefelder an sich selbstquälerisch gern gerade auf Einschlägiges verweist, anstatt den Blick geneigter Gäste auf die schönen Seiten seiner Stadt zu lenken.
Jetzt aber gibt es Hoffnung auf ein Umdenken: Bielefelder bekennen sich zu Bielefeld und haben es durch ihr Votum geschafft, der Stadt eine Straße auf dem »Monopoly«-Spielbrett zu sichern. Schließlich will man Städten wie Saarbrücken und Jena den Platz nicht kampflos überlassen.
Schon bei der Wahl zu »Unsere Besten« wurde die Sparrenburg (zweifellos von Bielefeldern) auf Platz 17 der beliebtesten Sehenswürdigkeiten gewählt - vor Schloss Neuschwanstein, vor Sanssouci. Nun gut, wir wissen natürlich, dass das irgendwie nicht so gaaanz richtig ist, aber immerhin: Auch hier gibt es inzwischen so etwas wie Bürgerstolz, den viele vielleicht erst dann bemerken, wenn sie gar nicht mehr in Bielefeld wohnen.
Bielefeld ist eine Stadt für Liebe auf den zweiten Blick. Solche Liebe hält aber gemeinhin länger als urplötzliches Entflammtsein.
Jetzt, am langen Osterwochenende ist auch für eingefleischte Bielefelder Gelegenheit, die schönen Seiten ihrer Stadt neu zu erleben. Zum Beispiel die Sparrenburg. Oder Olderdissen. Oder den Botanischen Garten, den Teutoburger Wald, den Obersee.
Das haben die anderen nämlich nicht.

Artikel vom 06.04.2007