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Sparen für die wahren Werte

Paderborner Bank für Kirche und Caritas: Nachhaltigkeit zahlt sich aus

Von Bernhard Hertlein
Paderborn (WB). Dr. Richard Böger, Vorstandsvorsitzender der Paderborner Bank für Kirche und Caritas, äußert sich vorsichtig: »Zumindest kann man sagen, dass nachhaltige Geldanlagen nicht weniger Rendite abwerfen.«

Defacto ist es so, dass ein von Union Investment Institutional im Auftrag der Paderborner Bank gemanagter Spezialaktienfonds seit seinem Start Ende August 2004 durchgängig einen höheren Ertrag erzielt hat als der Durchschnitt der europäischen Aktien (Stoxx50). Inzwischen beträgt der Abstand schon gut 15 Prozentpunkte.
Noch sind nachhaltige Geldanlagen eher ein Nischenprodukt. Allerdings wächst ihr Anteil rasant - von knapp einem Prozent in 2005 auf 1,5 bis 2 Prozent im vergangenen Jahr. Die dem genossenschaftlichen Sektor zugehörige Bank für Kirche und Caritas, zu deren Kunden fast ausschließlich katholische Institutionen und deren Mitarbeiter gehören, übernahm eine Vorreiterrolle. »Werteorientierung ist neben Rendite, Sicherheit und Liquidität ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl unserer bankeigenen Geldanlagen«, sagt Böger.
Unter Führung des Theologen und Bankkaufmanns Dr. Helge Wulsdorf wurde vor eineinhalb Jahren ein »Nachhaltigkeitsbeirat« eingerichtet. Dessen Mitglieder sind der Paderborner Theologe Prof. Günter Wilhelms, der Naturwissenschaftler Prof. Franz Josef Rammig, der christliche Sozialwissenschaftler Prof. Peter Schallenberg, Dr. Fritz Brickwede von der Bundesstiftung Umwelt sowie Prof. Theresia Theurl, Direktorin des Münsteraner Instituts für Genossenschaftswesen. Sie haben inzwischen einen »Nachhaltigkeitsfilter« für Unternehmen und Länder erarbeitet. Danach sind finanzielle Engagements bei Firmen ausgeschlossen, die einen Anteil von mehr als fünf Prozent ihres Umsatzes mit Rüstung und Militärgütern, Kernkraft, Pornografie, Glücksspielen oder Tabak erzielen. Auch Experimente mit menschlichem Erbgut, Tierversuche für Kosmetika oder Haushaltschemikalien, Abtreibungen und Kinderarbeit sind tabu. Bei Länderanleihen sind jene Staaten ausgeschlossen, die systematisch und dauerhaft Menschenrechte verletzen, die Todesstrafe anwenden, demokratische Bestrebungen bzw. die freie Religionsausübung unterbinden, ABC-Waffen ohne konkrete Abrüstungspläne in ihrem Bestand führen, Anti-Personen-Minen dulden oder gar einsetzen, neue Atomkraftwerke planen oder bauen oder in denen die Korruption sehr verbreitet ist. Damit sind die meisten Staaten einschließlich der USA, Russland und China ausgeschlossen.
Wer sein Geld auf das Sparbuch der Bank für Kirche und Caritas oder in Termingeld anlegt, kann also sicher sein, dass es nur in nachhaltige Anlagen investiert wird. Darüber hinaus haben die Paderborner bereits gemeinsam mit anderen Kirchenbanken die beiden Nachhaltigkeitsfonds KCD Aktien und KCD Renten aufgelegt. KCD steht als Abkürzung für »Kirche, Caritas und Diakonie«. Anteile können auch allen Volksbanken gezeichnet werden, mit denen die Bank für Caritas und Kirche zusammenarbeitet. Die Kooperation hat im Alltag den Vorteil, dass die 10 000 überwiegend im Erzbistum Paderborn wohnenden Privatkunden des Instituts beispielsweise die Geldautomaten der Volksbanken nutzen können. Mit 64 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von mittlerweile knapp drei Milliarden Euro verfügt die Bank für Caritas und Kirche Böger zufolge über eine günstige Kostenstruktur.
Im vergangenen September haben die katholischen Bischöfe die Gläubigen ausdrücklich aufgefordert, sich aktiv für den Erhalt von Gottes Schöpfung und insbesondere für den Klimaschutz einzusetzen. An seiner Realität gebe es keinen Zweifel, schreibt Kardinal Karl Lehmann im Vorwort: »Wir alle stehen in der Pflicht zu handeln - aus Solidarität mit den Opfern des Klimawandels und mit den künftigen Generationen.« Die Kirche, ihre Mitglieder und Institutionen, sind in diese Verantwortung ausdrücklich eingebunden.
www.bkc-paderborn.de

Artikel vom 06.04.2007