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Ein kleiner Schritt nach vorn

1:1 in Berlin - Arminia Bielefeld kehrt nicht mit leeren Händen heim

Von Dirk Schuster
Berlin (WB). Im sechsten Auswärtsspiel des Jahres hat Arminia Bielefeld den ersten Punkt geholt. Viel gebracht hat das 1:1 bei Hertha BSC Berlin aber nicht. Jedenfalls nicht für die Tabelle. Weil direkte Konkurrenten wie der VfL Bochum dreifach punkteten, rangiert der DSC in der Fußball-Bundesliga weiter auf einem Abstiegsplatz.

Und damit befinden sich die Bielefelder vor dem Heimspiel am Samstag gegen Frankfurt in einer Situation, in der sie schon vor der Partie gegen Dortmund steckten. Wieder wartet auf Arminia ein Finale. Wieder muss ein Sieg her. Denn nur wer dreifach punktet, kann in der erdrückenden Enge des Tabellenkellers Luft holen.
»Ich weiß nicht, wie viele Zähler wir wirklich benötigen«, sagte Ernst Middendorp. Doch auch Arminias Trainer schwant, dass es in dieser Saison tatsächlich derer 40 braucht, um auch in der nächsten erstklassig Fußball spielen zu können. Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel zur Saison 95/96 waren nie mehr als 39 Punkte nötig, um drin zu bleiben.
Vor den gut 40 000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion hatten die Ostwestfalen beste Möglichkeiten, sich jener 40-Punkte-Marke um weitere zwei Zähler anzunähern. »Vor dem Spiel wäre ich mit einem Punkt zufrieden gewesen, nach dem Spiel sage ich klar, dass das zu wenig ist«, bilanzierte der Ex-Herthaner und Arminia-Angreifer Artur Wichniarek.
Eine Meinung, der man sich nur anschließen kann. Denn die Voraussetzungen, um in Berlin den zweiten Auswärtssieg der Saison zu landen, hätten besser nicht sein können. Bei der Hertha herrschte schon vor der Partie ein Heidentheater. Falko Götz' Stuhl wackelte. Sein erfolgreichster Stürmer Marko Pantelic sah sich massiver Kritik von Manager Dieter Hoeneß ausgesetzt. Und die Fans waren nach einem Punkt aus den vergangenen sieben Spielen sowieso schon ziemlich gereizt zum Olympiastadion gefahren. Als auch noch Radim Kucera per Kopf nach einer Ecke David Kobyliks den Führungstreffer für Bielefeld erzielte (19./viertes Saisontor), war bei den Anhängern das Maß voll. Sie pfiffen, was genügte, um den sowieso schon verunsicherten Spielern den Rest zu geben.
Kein Zweifel: Hätte die Arminia noch vor der Pause das 0:2 folgen lassen, was möglich war, wäre ihr der Sieg fast nicht mehr zu nehmen gewesen. Das sah auch Wichniarek so, der sagte: »Wir waren die bessere Mannschaft, haben aber den Fehler gemacht, in der zweiten Halbzeit zu tief zu stehen, was Hertha prompt bestraft hat.« Auf Flanke Chinedu Edes köpfte Patrick Ebert den Ausgleich (71.). Nicht überraschend zu diesem Zeitpunkt, weil Bielefeld nach der Pause mit viel zu passivem Spiel schwache Berliner minütlich aufbaute.
Und hätte Josip Simunic nur zwei Minuten nach dem 1:1 wegen wiederholten Foulspiels nicht Gelb-Rot gesehen - wer weiß, ob Arminia überhaupt einen Punkt mitgenommen hätte? »In Bochum und in Cottbus haben wir nach ähnlichen Spielverläufen noch verloren«, erinnerte Sportgeschäftsführer Reinhard Saftig.
Trainer Middendorp, der entgegen seiner Ankündigung exakt jene Anfangself aufbot, die er auch gegen Dortmund aufs Feld geschickt hatte, sagte: »Ich will nicht behaupten, dass ich vor Enttäuschung platze. Aber es wäre mehr möglich gewesen.« Der 48-Jährige sprach von einem »positiven Entwicklungsprozess« und ergänzte: »Wir haben gepunktet. Das ist erstmal ganz wichtig. Unser Projekt, das habe ich immer gesagt, geht bis zum 19. Mai.« Gut möglich, das sich an diesem Tag zwei Mannschaften mit ganz unterschiedlichen Vorhaben im Wege stehen. Arminia mit dem Versuch, die Liga zu erhalten. Schalke mit dem Bestreben, Meister zu werden.

Artikel vom 10.04.2007