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Die neun Schreibweisen für Sofia
Bulgarien will Transkription aus dem kyrillischen Alphabet vereinheitlichen
Das neue EU-Mitglied Bulgarien ist in den vergangenen Jahren mit seinen Stränden am Schwarzen Meer zu einem beliebten Urlaubsziel auch der Deutschen aufgestiegen.
Die bulgarische Sprache mit ihrem kyrillischen Alphabet stellt Ausländer allerdings häufig auf eine harte Probe. Für viele ist zum Beispiel »Pektopaht« zu Beginn ihres Urlaubs das bulgarische Wort für Restaurant. Dieses Wort gibt es aber gar nicht, denn Restaurant heißt auf Bulgarisch »restorant«. Wenn man »Restaurant« mit kyrillischen Zeichen in Druckschrift schreibt, ergibt sich daraus »Pektopaht«.
Mit dieser Lesart kommt aber keiner der Millionen Urlauber aus Westeuropa auch nur einen Schritt weiter. Zwar lässt sich mancher der 30 bulgarischen Buchstaben als lateinischer lesen. Doch längst nicht alle haben die gleiche Bedeutung: das kyrillische »r« sieht wie ein lateinisches »p« aus und das »w« wie ein lateinisches »b«. So sind die besten Voraussetzungen dafür geschaffen, dass sich Deutsche, Briten und Franzosen in Bulgarien bei der Umschrift in einer Sackgasse wiederfinden.
Die Nöte der Westeuropäer oder Amerikaner, die anders als Serben und Russen das kyrillische Alphabet nicht lesen können, enden nicht bei der Umschrift selbst. Denn in Bulgarien sind eine Vielzahl von Umschriften in Gebrauch. Als klassisches Beispiel für das Chaos nennt der für die Staatsverwaltung zuständige Minister Nikolaj Wassilew die mittelbulgarische Kleinstadt Panagjurischte. Der Name des durch die Befreiungskriege gegen die Osmanen im 19. Jahrhundert bekannten Ortes wird auf Verkehrsschildern und in Reiseführern auf nicht weniger als sieben verschiedene Arten ins Lateinische übertragen.
Das Problem wird noch größer, wenn der Urlauber mit dem Auto durch Bulgarien reist. Er muss sich in dem Wirrwarr von Umschriften auf Landstraßen- und Ortsschildern zurecht finden - soweit sie überhaupt vorhanden sind und eine Ortsbezeichnungen in lateinischen Buchstaben tragen.
Das soll jetzt anders werden: Die Regierung hat dafür das Projekt »Verständliches Bulgarien« ins Leben gerufen. Künftig soll eine einheitliche Norm für die Umschrift aller geographischen Namen gelten, um das Touristenland nach dem EU-Beitritt zugänglicher zu machen. So muss die an Rumänien grenzende Region im Nordosten danach demnächst nur als »Dobrudzha« transkribiert werden und der international bekannte Goldstrand am Schwarzen Meer als »Zlatni pyasatsi«. Auch die Hauptstadt Sofia unterliegt den neuen Regeln und soll nicht mehr Sophia, Sophja, Sophya, Sophija, Sophiya, Sofija, Sofiya oder Sofjya heißen. Bis zu Beginn der Sommersaison im Juni sollen auch die Verkehrsschilder durch neue mit Ortsnamen auch in lateinischer Schrift ersetzt werden. Elena Lalowa

Artikel vom 14.04.2007