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»Gängelei« fällt einem da als Stichwort ein

Bei schlechter Ernährung wird ein Risikozuschlag für die Krankenkasse gefordert


Was zur Zeit hier in Deutschland alles erlaubt ist, zeigte der Ausspruch des gesundheitspolitischen Sprechers der SPD-Fraktion des Bundestages. Ohne irgendeine Reaktion durfte er in der Presse ungestraft dem Sinne nach sagen, Mitbürger, die sich schlecht ernähren, bedürften »eines besonderen Risikozuschlages bei den Krankenkassenprämien«. Prima, der Blick in die Kochtöpfe wird angebahnt - das hatten wir doch schon mal. »Gängelei« fällt mir da als Stichwort ein. Wer kann denn mit Fug und Recht behaupten, ein gesundes Leben zu führen? Muss man sich nicht immer die Frage stellen, wie man sein Leben zwischen Genuss und Gesundheit ausbalanciert?
Mit Verlaub: Ist es gesund, mit den von allen Parteien in den Bundes- und Landesparlamenten, Kreistagen sowie Stadt- und Gemeinderäten tolerierten Verdichtungen von Arbeitsprozessen am Arbeitsplatz leben zu müssen? Der beträchtliche Abbau von Mitarbeitern im öffentlichen Dienst bei gleichzeitiger Übertragung zusätzlicher Aufgaben spricht eine deutliche Sprache.
Ein Verbrauchsminister wettert gegen Raucher, setzt aber die Grenzwerte für Pestizide und Insektizide für Gemüse in Deutschland herauf. Wird die Landwirtschaft der Plagen nicht mehr Herr? Gleichzeitig werden die Zuschüsse als Nachteilsausgleich für gesunde Nahrungsmittel produzierende Landwirte nahezu halbiert. Wie verträgt sich das mit dem Gesundheitsschutz?
Der Eingriff in die Privatsphäre wird angebahnt: Die Bundesdrogenbeauftragte schlug vor, auch das Rauchen in Pkw zu verbieten. Einschlägige Internetseiten militanter Nichtraucher gehen noch weiter. Ihre Empfehlungen und Ratschläge sind in der Tat lesenswert: zum Beispiel abgestimmte Lüftungszeiten für Raucher und Nichtraucher in Mietshäusern - Nichtraucher tagsüber, Raucher nachts. Die neuen Puritaner formieren sich.
HELMUT ROSE33790 Halle

Artikel vom 12.04.2007