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Studenten verteilen die 3,6 Millionen mit

Universität will bessere Studienbedingungen erreichen

Bielefeld (sas). Hinter verschlossenen Türen und als geheime Kommandosache werden an der Universität Bielefeld die Mittel, die nun aus den Studienbeiträgen zur Verbesserung von Studium und Lehre eingesetzt werden, nicht verteilt: Die Studierenden bestimmen mit. Darüber hinaus wird das Rektorat spätestens ab Ende Mai im Internet bekannt geben, wohin die 3,6 Millionen Euro im Detail fließen. »Dann kann sich jeder Student genau informieren«, betont Uni-Rektor Prof. Dr. Dieter Timmermann.

23 Prozent ihrer Einnahmen aus den Studienbeiträgen (die jetzt für alle anfallen, allerdings nach Studiendauer gestaffelt sind) muss die Hochschule per Gesetz an einen Fonds abführen. Daraus werden ausfallende Darlehen ausgeglichen. Nach Abzug von Ermäßigungen - zum Beispiel für Studierende mit Kind - bleiben der Universität in diesem Sommersemester 3,6 Millionen Euro, die sie verplanen kann (wir berichteten). Dieses Geld wird nach einem festen Schlüssel verteilt.
Die Hälfte, mithin 1,8 Millionen Euro, gehen an die 13 Fakultäten (in Abhängigkeit von den Studierendenzahlen); so erhält die Pädagogik beispielsweise 250 000 Euro und die Soziologie 192 000. Studienbeitragskommissionen der Fakultäten - mindestens zur Hälfte mit Studierenden besetzt - befinden dann über die Verwendung der Mittel und üben auch die Kontrolle aus. »Vorrangig werden Tutorien eingerichtet, studentische Hilfskräfte, Lehraufträge und zusätzliches lehrendes Personal finanziert«, erklärt Timmermann. Hier ist der Bedarf am größten, hier spüren die Studierenden prompt eine Verbesserung der Studienbedingungen, da dann in akzeptablen Gruppengrößen gelehrt und gelernt wird. Darüberhinaus wird in den Naturwissenschaften in technische Geräte für die Lehre investiert.
20 Prozent der Netto-Einnahmen werden den Fakultäten auf Antrag für Projekte zur Verfügung gestellt, die restlichen 30 Prozent werden für »zentrale Maßnahmen« ausgegeben. Geplant ist, im ersten »Rutsch« die Bibliothek zu bedenken und im Hochschulrechenzentrum 30 weitere PC-Arbeitsplätze für Studenten zu schaffen. Auch über die Vergabe dieser Mittel beschließen die Studierenden mit: Die vier studentischen Senatsmitglieder bilden mit dem Rektorat derzeit ein Gremium. »Die ersten Erfahrungen sind gut, die Beratungen waren konstruktiv und ohne Dissens«, betonen Timmermann und Prorektor Prof. Dr. Gerhard Sagerer. Allerdings soll noch eine entsprechende Kommission per Wahl bestimmt werden. Ihre Besetzung ist noch strittig, da das Studierendenparlament einen Vertreter benannt hat, den die Professoren wegen der Auseinandersetzungen um die Studiengebühren im vergangenen Jahr nicht akzeptieren: Er war beleidigend geworden.
Erfreut äußerte sich Timmermann gestern über den Studienfonds OWL, den die fünf staatlichen Hochschulen der Region auf den Weg gebracht haben: Nachdem er im vergangenen Jahr zehn Stipendien finanziert hat, werden es in diesem Semester bereits 30 sein. Darüber hinaus betonen Rektor und Prorektor, dass in der Beitragssatzung der Uni Bielefeld weitestmöglich auf soziale Härten Rücksicht genommen worden sei.

Artikel vom 06.04.2007