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Silber stellt Rot in den Schatten

Formel 1: Weltmeister Alonso behält kühlen Kopf in der Tropen-Sauna

Sepang (dpa). McLaren-Mercedes hat mit einem Doppelpack beim Großen Preis von Malaysia den Rivalen Ferrari »lächerlich gemacht und gedemütigt«.
Der zweimalige Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso demonstrierte mit seinem souveränen ersten Sieg im Silberpfeil in der »Tropen-Sauna« von Sepang, dass er auch im neuen Team ein heißer Kandidat für den Titel-Hattrick ist. »Das ist absolut fantastisch. Ein Traum ist wahr geworden«, sagte der Spanier nach dem ersten Erfolg für das in der Vorsaison so schwer gebeutelte britisch-schwäbische Team seit 17 Monaten. Der wie schon beim Auftakt in Melbourne auftrumpfende Lewis Hamilton machte den Coup als Zweiter vor dem Finnen Kimi Räikkönen im Ferrari und Nick Heidfeld im BMW perfekt.
Mit betretenen Mienen versuchten die frustrierten Ferrari- Verantwortlichen das fast schon schmachvolle Abschneiden zu erklären. Auch wenn Schuldzuweisungen ausblieben, war klar, dass für Teamchef Jean Todt und den auf Rang drei angekommenen Räikkönen dessen nur fünftplatzierter Fahrerkollege Felipe Massa der Hauptsündenbock war. »Wir haben es nicht geschafft, mit Felipe einen guten Start hinzubekommen«, formulierte Todt diplomatisch. Räikkönen sprach von »ein paar Fehlern« des Brasilianers.
Das Rennen war schon früh entschieden. Der von der Pole Position lospreschende Massa vermasselte nicht nur den Start, indem er erst Alonso und dann Hamilton quasi kampflos vorbeiziehen ließ. Er stellte sich auch bei zwei anschließenden Überholversuchen gegen den britischen Formel-1-Neuling anfängerhaft an und musste in der sechsten Runde sogar in die Wiese fahren, was Heidfeld zum Vorstoß auf Rang vier verhalf. »Ich habe viel gelitten«, gestand Massa. »Ich hab' versucht, Lewis zu attackieren, aber dabei einen Bock gebaut.«
Auch der Ferrari kam nicht auf Touren, obwohl im Qualifying mit den Plätzen eins und drei noch alles bestens gelaufen war. »Wir mussten zu viele Kompromisse machen und konnten deshalb nicht das ganze Potenzial des Autos ausschöpfen«, räumte Räikkönen ein. Die Spekulationen über die Schwachstellen des F2007 bei dieser 35 Grad heißen Tortur bei 60 Prozent Luftfeuchtigkeit und einem 58 Grad heißen Asphalt reichten vom Kühlsystem über die Abstimmung bis zum Unterboden. »Wir haben noch das Beste aus unserer Situation gemacht und wenigstens wichtige Punkte geholt. Aber in Bahrain muss alles wieder hundertprozentig funktionieren«, sagte der Finne.
Hundertprozentig perfekt lief es für die Silbernen schon in Sepang. »Ein Traumwochenende«, konstatierte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug glücklich. »Ein Doppelerfolg wie aus dem Bilderbuch, kein Abstaubersieg.« Alonso schwärmte: »Es ist eine wunderbare Überraschung, was wir in so kurzer Zeit erreicht haben. Wir haben nie damit gerechnet, schon so konkurrenzfähig zu sein.«
Der zweimalige Champion übernahm mit seinem insgesamt 16. Sieg in 1:32:14,930 Stunden mit 18 Punkten nicht nur die Führung in der WM-Wertung vor Räikkönen (16) und Hamilton (14), er bestätigte damit auch die interne Hierarchie. Sein um 17,557 Sekunden distanzierter Teamkollege fuhr sich mit seiner brillanten Startattacke und den gekonnten Verteidigungsmanövern bei Massas kläglich gescheiterten Überholversuchen jedoch ebenfalls erneut ins Rampenlicht. »Das war mein bisher härtestes Rennen«, sagte der 22-Jährige. »Seine Position zu verteidigen, ist zehn Mal schwerer als zu überholen.« Trotz aller überschäumender Freude blieben Alonso & Co auf dem Teppich. Zeit zum Feiern hatten sie wegen der sofortigen Abreise zum Bahrain-Rennen am Sonntag nicht. Alonso: »Wir sollten jetzt nicht verrückt spielen.«
Vom deutschen Quartett überzeugte vor allem Heidfeld. Der BMW-Sauber-Pilot verteidigte seine vierte Position gegen Massa problemlos: »Ich bin extrem zufrieden. Das war einer meiner besten Grand Prix, obwohl ich es nicht aufs Podium geschafft habe. Einen Ferrari schlägt man nicht alle Tage.« In der WM verteidigte der Mönchengladbacher seinen vierten Rang (10 Punkte) und ist weiterhin bester Deutscher.

Artikel vom 10.04.2007