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Der Irrsinn geht weiter!
Dubais Palmen sind nur der Anfang völlig verrückter Urlaubs-Welten
Die Kopien berühmter Wahrzeichen wie ein Klein-Venedig in Las Vegas, die künstlichen Inseln in Form einer Palme vor Dubai oder der Kreml-Nachbau in der Türkei waren nur der Auftakt: Hotelplaner denken sich immer verrücktere Dinge aus, um Gäste zu ködern.
Seitdem Luxushotels wie das Burj al-Arab auch im profanen Reisekatalog auftauchen, fehlt jenen Reisenden, die jeden noch so irrwitzig hohen Übernachtungspreis aus der Portokasse bezahlen, der letzte Kick. Wie soll man nur Menschen begeistern, für die ein Reiseziel erst attraktiv wird, »wenn es zu schön für hässliche Menschen ist« -ĂŠeine Charakterisierung der New Yorker Edeldestination Long Island, die vom Stardesigner Ralph Lauren stammen soll.
In den neuen Versace-Hotels werden jedenfalls Fische den Swimmingpool bevölkern, und gekühlter Sand erwartet in Dubai die Gäste im brüllend heißen Sommer. Über dem 50. Stock von drei nebeneinanderliegenden Hoteltürmen in Singapur soll ein gemeinsamer Dachgarten entstehen. Gäste von besonders teuren Luxushotels sollen künftig in einigen Ländern wie Oman oder auf den Seychellen von der umständlichen Einreisekontrolle am Flughafen befreit werden. Auch vor Ferienwohnungen macht der Trend nicht halt: Vor der Tür steht ein Ferrari als Mietwagen, drinnen umsorgt Hauspersonal die Mieter.
Auf den Fiji-Inseln entsteht derzeit das erste komplett unter Wasser gelegene Hotel, zu dem man mit dem U-Boot reisen muss. 24 Bungalows und eine Luxussuite werden auf dem Meeresgrund nahe einer Privatinsel errichtet. Wo sich das Resort befindet, wird geheim gehalten. Nur die Kundschaft, die sich 30 000 Dollar pro Woche locker aus dem Ärmel schütteln kann, wird die genaue Adresse mit der Buchung erfahren.
Selbst im eher bodenständigen Ostwestfalen-Lippe werden Superluxus Projekte entwickelt. Die Bad Salzuflener Kette »Maritim« bot Silvester 2006 eine rauschende Feier in ihrer Berliner Präsidentensuite an - die Luxuslimousine, mit der die Gäste am Flughafen abgeholt wurden, durfte man anschließend mit nach Hause nehmen.
Dumm nur, dass Gäste, die sich solch eine Extravaganz leisten können, Silvester eher in der sonnigen Ferne genießen - zum Beispiel in der größten Stelzen-Villa der Malediven, die nur per Boot erreichbar ist. Mehr Erfolg hat Maritim aber in Fulda mit einem vergleichsweise billigen Angebot: Da gibt es im Hotelrestaurant eine Speisekarte für Hunde, sogar mit vegetarischer Kost. Der Preis errechnet sich aus der Schulterhöhe des Hundes. Sympathisch an dieser Art von Luxus ist allerdings, dass sie sich nicht über einen exorbitanten Preis definiert.
Sogar die sauertöpfisch lustfeindlichen Islam-Hardliner im Iran wollen in diesem Konzert der Großen mitspielen. Ihr Angebot auf der persischen Luxus-Insel Kish ist jedoch eher bemitleidenswert. Luxus definiert sich dort nämlich so: Auf Kish gibt es den einzigen Radweg Irans, den auch Frauen benutzen dürfen. Thomas Albertsen

Artikel vom 14.04.2007