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Schöne Heldin, aber
wenig Spannung

Halle Berry in »Verführung einer Fremden«


Jeder Mensch hat mehrere Gesichter. Eines, das er zu Hause aufsetzt, eines für die Berufswelt und wieder ein anderes, das er nur Freunden zeigt. Auf dieser Annahme basiert auch der Kinofilm »Verführung einer Fremden« von James Foley (»Confidence«), in dem die US-Schauspielerin Halle Berry gleich drei verschiedene Identitäten annimmt.
»Dazu gehört die Idee, dass jeder ein Geheimnis hat und dass jeder von uns in verschiedenen Umgebungen ein anderes Gesicht zeigt«, erklärte Berry vor kurzem bei der Vorstellung ihres neuen Filmes in Berlin. Das Image, das Menschen scheinbar repräsentierten, müsse nicht immer mit der echten Person übereinstimmen.
Dafür begibt sich die 40-jährige Schauspielerin als engagierte Journalistin Rowena Price in die virtuelle Welt des Internets, um dort mehr über den Tod einer Freundin zu erfahren. Mit Hilfe ihres Kollegen Miles Haley (Giovanni Ribisi aus »Lost in Translation«) besucht sie unter Angabe einer falschen Identität Online-Seiten und flirtet mit fremden Männern. So lernt sie den Chef einer erfolgreichen Werbeagentur (Bruce Willis) kennen und nimmt, erneut unter einem anderem Namen, einen Job in dessen Büro an.
Ein solches psychologisch spannendes Spiel mit Identitäten, das zuletzt Martin Scorsese auf sehr komplexe Weise mit seinem »Oscar«-prämierten Gangsterfilm »Departed - Unter Feinden« inszenierte, ist im Kino nicht neu. In der »Verführung einer Fremden« allerdings geht dieses Spiel nicht auf. Denn Regisseur Foley entwickelt aus dieser vielversprechenden Ausgangssituation nur einen konventionellen Thriller, der bis zum überraschenden Finale vor allem unter Spannungsarmut leidet.
Dunkle Straßen und die Leere unter entlegenen Brücken, geheimnisvolle Internetchats und Bilder eines Mordopfers reichen nicht aus, um über 109 Minuten an den Nerven der Zuschauer zu zerren. Auch Halle Berrys attraktiver Körper - sie wurde mehrfach unter die 50 schönsten Menschen der Welt gewählt - wird plump als Sex-Faktor eingesetzt.

Artikel vom 12.04.2007