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»Hohe Gebühren - der
Mieter muss zahlen«

Sennestädter Messdienstleister zur Marktsituation

Von Lars Rohrandt (Text und Foto)
Sennestadt (WB). »Mittelständische Unternehmen wie wir haben vielfach keine Chance, auch wenn wir Dienstleistungen um bis zu 50 Prozent günstiger anbieten«, sagt Jochen Sasse. Der Vorstand der Sennestädter »Mess-Profi AG« bestätigt damit die Berichterstattung über die Marktsituation der Messdienstleister (WESTFALEN-BLATT vom 31. März): Die Branchenriesen kontrollierten den Markt. Ablesegebühren für Energie- und Wasserverbrauch seien vielfach zu hoch.

Das Unternehmen Techem (Eschborn) habe einen Marktanteil von 29 Prozent, Branchenriese Nummer zwei Ista 25 Prozent. Die »Financial Times Deutschland« (FTD) kam zu dem Schluss, dass dieses Oligopol (es gibt viele Nachfrager, aber nur wenige Anbieter) viel zu hohe Gebühren zulasse. Und weil die Kosten auf die Mieter umgelegt werden, haben die Vermieter im Allgemeinen kein gesteigertes Interesse an harten Preisverhandlungen. »Vielfach werden wir gar nicht wahrgenommen«, bestätigt Sasse.
»Insgesamt dominieren sieben Unternehmen den Markt der Energiedienstleistungsbranche«, sagt Sasse. »Sie haben 75 Prozent Marktanteil inne.« Mittelständische Unternehmen gebe es in Ostwestfalen-Lippe nur noch eine Handvoll. »Regionale Wettbewerber werden rar. Die Großen kaufen die Kleinen auf.« Er erinnert an die Fälle des vergangenen Jahres, als Ista das Bad Oeynhausener Unternehmen Rowi und Techem den Gütersloher Konkurrenten Heimer Concept kaufte. »Bei den Aufkäufen wird das Vielfache des Firmenwertes geboten«, meint Sasse und spricht aus eigener Erfahrung: »Uns wurde mehrfach und zuletzt 2006 ein Angebot unterbreitet.« Das Sennestädter Unternehmen habe abgelehnt, doch Sasse kann besonders Familienunternehmen verstehen die Ja sagen: »Bei diesen Summen . . .«
Die Folge dieses Konzentrationsprozesses in der Branche liegt für Sasse auf der Hand: »Zu hohe Gebühren -Êund zahlen muss der Mieter.« Nach Angaben Sasses verdiene die »Mess-Profis AG« immer noch normal, auch wenn die Preise teilweise bis zu 50 Prozent unter denen der Branchenriesen liegen würden. Die Leistungen wie Gerätegebühren und Gebühren für Ablesung seien ebenfalls vergleichbar, da in Verordnungen vieles festgelegt sei.
»Würde es einen richtig funktionierenden Markt geben und wir einen adäquanten Anteil haben, könnten wir sicherlich 40 Mitarbeiter mehr haben.« Jochen Sasse hofft, dass Mieter und Vermieter künftig noch kritischer auf die Ablesegebühren blicken werden.
Angesichts der jüngsten Berichterstattung über die Marktsituation der Branche sagt Jürgen Upmeyer, Geschäftsführer »Haus & Grund Ostwesfalen-Lippe«: »Es ist Vorsicht geboten. Der Blick auf die Angebote ist enorm wichtig. Es sollten stets mehrere eingeholt werden, auch wenn ein Anbieterwechsel bereits geplant ist. Bei uns ist dies Praxis.« Die Eigentümerschutz-Gemeinschaft »Haus & Grund« besteht in OWL aus 50 Vereinen mit 22 500 Mitgliedern.
Angelika Kellner, Juristin beim Mieterbund Ostwestfalen-Lippe und Umgebung, verweist darauf, dass Vermieter gesetzlich dazu verpflichtet sind, wirtschaftlich zu handeln. Sollte ein Mieter einen anderen Eindruck haben, müsse er »etwas in der Hand haben«, um Geld zurückzufordern oder die Miete zu kürzen. Dieses seien vergleichbare Durchschnittskosten oder Beispielsangebote.

Artikel vom 05.04.2007