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Bitte auf die Tube drücken
Zahnpasta-Jubiläum: Vor 100 Jahren hatte ein Apotheker eine pfiffige Idee
Heute könnt ihr eurer Zahnpasta im Badezimmer mal ein Ständchen gurgeln. Denn seit 100 Jahren wird in Deutschland eifrig auf die Tube gedrückt.
Und das liegt an Ottomar Heinsius von Mayenburg. 1907 tüfftelte er im Hinterzimmer seiner Apotheke in Dresden so lange, bis es ihm endlich gelang, eine Zahnpasta zusammenzumixen, die er in Metalltuben abfülllen konnte. Doch dieser Apotheker war nicht nur ein Freund schöner und gesunder Zähne und ein kluger Erfinder. Nein, er war auch pfiffiger Werbestratege. Um den Verkauf anzukurbeln, wurden alle Register gezogen. Plakate, die für gründliches Zähneputzen warben, hingen selbst an den Außenseiten der Berliner U-Bahn - damals eine echte Sensation! Und so begann der Siegeszug der Zahnpasta-Tube. Überall begannen die Menschen, ihre Beißer mit »Chlorodont« zu schrubben.
Und was taten sie vorher? Schon von den alten Ägyptern weiß man, dass sie vor tausenden von Jahren ihren Zähne mit Natron putzten oder besser gesagt: »spülten«. Die ersten Zahnbürsten kamen wohl aus China; sie wurden vor 500 Jahren das erste Mal schriftlich erwähnt. Sie sahen aus wie ein Pinsel und hatten weiche Haare anstelle harter Borsten. Aber genau wie das »Mundwasser« aus unterschiedlichen Kräutersäften, das später erfunden wurde, waren solche Sachen nur etwas für reiche Leute. Alle anderen hatten schnell Zahnschmerzen. Sie gingen zum Hufschmied mit der großen Zange und waren hinterher Zahn und Schmerzen los. Aua!
Das ist heute - Gott sei Dank! - anders. Seitdem vor 100 Jahren das erste Mal die gesunde Scheuercreme in die Tube gefüllt wurde, ist die Zahnpasta tausendmal neu erfunden worden. Ob Pfirsichgeschmack wirkungsvoller ist als Zimt-Vanille? Ob Teebaum-Extrakt besser gegen Karies hilft als Kalziumkarbonat? Ob rote Streifen wirklich weißere Zähne machen? Werbestrategen der neuen Generation sind davon überzeugt.
Apotheker Ottomar würde staunen und sagen: »Hauptsache, ihr putzt gründlich und regelmäßig!«Margit Brand

Artikel vom 14.04.2007