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Kleinbauern schöpfen Mut -
aber die Bedrohung bleibt

Sarah Potthoff beendet Einsatz auf den Philippinen

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Sarah Potthoff zieht ein bedrückendes Fazit: Stärker als bisher bedrohen Bewaffnete im Sold von Großgrundbesitzern arme philippinische Bauern, die verzweifelt um ein Stück Land kämpfen.

Wie mehrfach berichtet, hat die Bielefelder Soziologin drei Monate lang als Menschenrechtsbeobachterin auf den Philippinen gewirkt. Ende März beendete Sarah Potthoff (28) ihre Tätigkeit auf der Halbinsel Bondoc (Provinz Nilantangan südöstlich der Hauptstadt Manila) und machte sich daran, den Abschlussbericht zu verfassen, der dem WESTFALEN-BLATT vorliegt.
Eigentlich sollten die Europäer im Dienst des Hamburger IPON (International Peace Observers Network) überwachen, wie das Agrargesetz von 1988 umgesetzt wird. Doch die Großgrundbesitzer weigern sich, etwas Land an Kleinbauern abzugeben. Letztere pachten manchmal ein paar Hektar, werden jedoch schikaniert, sobald sie einen Antrag auf eigenen Besitz stellen. Einem der Bauern wurde eine Hand abgehackt - und jetzt gibt es Morddrohungen.
Der Kleinbauer Dani Quja »hat erfahren, dass Roberto Mahini, der am 6. Februar Jhun Fernandez schwer verletzt hat, auch ihn umbringen soll. Seine elf Kinder wissen nicht, dass ihr Vater von den bewaffneten Angestellten des Großgrundbesitzers bedroht wird«, schreibt Sarah Potthoff. Der Abschlussbericht der IPON-Beobachter lässt für die Zukunft nichts Gutes erwarten.
»Nachts bleiben die Bauern und ihre Familien meistens in ihren Dörfern und verlassen nicht einmal das Haus«, heißt es dort. Es gebe »No-go-Areas« und unpassierbare Straßen, was der armen Landbevölkerung, die von ihren eigenen Feldfrüchten kaum existieren kann, das Leben stark erschwert. Einzelne besonders Mutige »werden ständig von Bewaffneten mit dem Tode bedroht«. Zwar konnte das fragliche Land mittlerweile vermessen werden, aber »neben dieser individuellen Bedrohung hat sich die Sicherheitslage für die Menschen in Nilantangan seit der Landvermessung verschlechtert.
Ich konnte beobachten, dass stündlich Angestellte von Matias [Name des Großgrundbesitzers, d.Red.] durch das Dorf und insbesondere in die Nähe der Häuser von Landantragstellern gehen.« Denn wer die Zuteilung eigenen Landes beantragt hat, ist den Mächtigen ein Dorn im Auge.
Inmitten dieser Atmosphäre aus Gewalt und Einschüchterung scheint die Anwesenheit der Europäer allerdings auch ein paar Früchte zu tragen, weil sie den Kleinbauern Mut macht. Die Zahl der Drohungen sei stellenweise messbar zurückgegangen, sobald sie öffentlich angeprangert wurden, heißt es im Bericht.
»Insgesamt schätze ich die Menschenrechtssituation auf der Halbinsel Bondoc als angespannt ein«, resümiert Sarah Potthoff die Aktion. »Inwieweit die Wahlen am 14. Mai die Menschenrechtslage beeinflussen, wird eine spannende Frage der nächsten IPON-Menschenrechtsbeobachtergruppe sein.«
Diese ist am 27. März in Manila eingetroffen und hat nach einer Einführung durch Sarah Potthoffs Gruppe ihre Arbeit aufgenommen.

Artikel vom 14.04.2007