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Papst besorgt über die
Gewalt auf der Welt

Ostergrüße in 62 Sprachen - Segen »Urbi et Orbi«

Rom (ddp). Papst Benedikt XVI. hat am Sonntag die Krisenherde in Afrika und Nahost in den Mittelpunkt seiner Osterbotschaft gestellt.

Vor fast hunderttausend Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom äußerte er sich »besorgt« über die Lage in den Unruhe-Regionen und rief zum Frieden auf. Dann sprach er die traditionellen Segensworte »Urbi et Orbi« - »der Stadt und dem Erdkreis«. Ihre Osterbotschaft verkündeten am Vormittag auch zahlreiche Kirchenvertreter in Deutschland.
Der Papst sagte in seiner Botschaft, es gebe »tausend Gesichter der manchmal im Namen der Religion gerechtfertigten Gewalt«. Vor allem wenn unschuldige Kinder betroffen seien, stelle das den Glauben auf eine harte Probe. So sei er besonders besorgt über die Lage, in der sich »nicht wenige Regionen in Afrika« befänden.
Benedikt XVI., der in der nächsten Woche 80 Jahre alt wird, verwies auf die »leider unterschätzte humanitäre Situation« in der sudanesischen Krisenregion Darfur, auf die Zusammenstöße in Kongos Hauptstadt Kinshasa und der Wiederaufnahme der Gefechte in Somalia. Dabei kritisierte er den Handel mit Waffen.
Versöhnung und Frieden bräuchten auch Osttimor und Sri Lanka, wo eine Lösung nur am Verhandlungstisch gefunden werden könne, fügte er hinzu. In Afghanistan gebe es ebenfalls zunehmend Unruhe und Instabilität. Keine positiven Signale gebe es zudem aus dem Irak. Auch die Zukunft des Libanon sei durch die Pattsituation politischer Kräfte stark belastet.
Abschließend verkündete der Papst Ostergrüße in 62 Sprachen. Auf Deutsch sprach er die Worte: »Euch allen ein gesegnetes und frohes Osterfest. Der Friede und die Freude des auferstandenen Herren sei mit euch.« Benedikt XVI. leitete zum zweiten Mal die Feiern zur Auferstehung Jesu Christi, dem höchsten Fest der Christen.
Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, hob die Auferstehung Christi als Zeichen der Hoffnung für die Menschen hervor. In seiner Predigt im Berliner Dom betonte der Bischof, die Botschaft von Ostern rufe dazu auf, den erlösenden Jubel weiterzutragen: »Dieser Jubel gibt uns die Kraft, Protestleute zu sein gegen den Tod.«
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, wies darauf hin, dass nicht nur die Auferweckung Jesu, sondern vor allem der Abstieg Jesu Christi in das Reich des Todes zur Osterbotschaft gehöre. Denn dieser Abstieg drücke »die tiefste Solidarität Gottes auch mit den Verlorenen aus«. Der Mainzer Bischof warnte zudem davor, sich unüberlegt in den »Taumel der Osterfreuden« zu begeben.
Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker bezeichnete das Osterfest als göttlichen Versuch, Mensch und Welt neu zu beleben. Darin liege die österliche Glaubenswahrheit und die Rettung in allen Welt-, Umwelt- und Menschenkrisen, sagte Becker im Hohen Dom zu Paderborn.
Kardinal Joachim Meisner sprach sich in seiner Osterpredigt im Kölner Dom deutlich gegen Abtreibung und Embryonenforschung aus. »Man versucht heute, ungeborene Kinder, das heißt Embryonen, als Heilmittel zu verarbeiten, um alt und krank gewordenes Leben sanieren zu können«, erklärte er. »Ungeborene Kinder müssen sterben, um geborene Menschen zu heilen. Das kann doch nicht sein!«
Der Münchener Kardinal Friedrich Wetter sagte indes einen »unaufhaltsamen Siegeszug« der christlichen Osterbotschaft voraus. Der Augsburger Bischof Walter Mixa rief die Katholiken zu einer »Revolution der Liebe« auf.
Leitartikel

Artikel vom 10.04.2007