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»Reicher Tiger -
armer Bär«

Ein vergleichender Städte-Report

ZDF, 22.15 Uhr: Der Stadtstaat Singapur und das Bundesland Berlin sind sich in Fläche und Einwohnerzahl ähnlich. Doch Singapur - das ist die reiche Stadt ohne Schulden am anderen Ende der Welt, in der das Geld mit vollen Händen ausgegeben wird.
Das hoch verschuldete Berlin dagegen ist so arm, dass die Pleite immer wieder an die Wand gemalt wurde. »Reicher Tiger - Armer Bär« heißt ein vergleichender Städte-Report, der heute nach dem »heute-journal« zu sehen ist.
Dass das arme Berlin für viele Menschen dennoch »sexy« ist, können die Berliner Szene-Designerinnen Sonja und Ettina bestätigen: »Alle wollen nach Berlin, alle sind begeistert von der Stadt, besonders im Ausland. Wenn wir im Ausland sagen, wir sind aus Berlin, dann sagen alle Ýwow!Ü. Das ist für uns die beste Visitenkarte überhaupt.«
ZDF-Landesstudioleiterin Susanne Gelhard und Asien-Korrespondent Peter Kunz nehmen die Zuschauer auf einen persönlichen Spaziergang durch ihre jeweilige Stadt mit. Sie gehen dabei unter anderem auch der Frage nach, ob sich die Deutschen vor der Energie und Kraft aus Asien fürchten müssen, oder ob es nicht auch sein Gutes hat, dass in Deutschland nicht alles so dynamisch wie im fernen Singapur ist. Auf ihrer kleinen Reise durch zwei völlig verschiedene Kulturen zeigen Gelhard und Kunz, wie sich die beiden Metropolen auf dem »Markt« positionieren.
Die Autoren entdecken dabei aber auch überraschende Verbindungen zwischen den zwei Städten. Da ist zum Beispiel die Berliner Victor-Gollancz- Grundschule. Schulleiterin Gudrun Borchert hatte schon früh die Zeichen der Zeit erkannt: »Als wir vor sieben Jahren den Kontakt mit Singapur aufgenommen haben, waren die meisten Reaktionen eher ablehnend«, sagt die Pädagogin. »Heute beneiden uns viele um unsere Kontakte. Bei uns lernen die Kinder auch Chinesisch, die Sprache der Zukunft.«
Der junge Berliner Wissenschaftler Jonas Schreyögg will das Gesundheitssystem in Deutschland verbessern und nimmt ausgerechnet Singapur zum Vorbild. Er meint: »Wir brauchen mehr Eigenverantwortung, weniger Vollkaskomentalität und mündige Patienten. Singapur kann für uns ein Vorbild sein. Wir in Deutschland sollten öfter über die Grenzen hinweg schauen.«
In Singapur dagegen beschreitet man auch einen eher unkonventionellen Weg zur Lösung des demographischen Problems. Peter Kunz begleitet die 31-jährige Min Zhen zu einem vom Staat subventionierten Rendezvous: Durch öffentliche Partnervermittlung soll die Babyquote aufgebessert werden.

Artikel vom 05.04.2007