Bernt Junge (72) lässt am Sonntag in Moskau Blumen niederlegen
Von Christian Althoff Gütersloh (WB). Ostersonntag wird Bernt Junge (72) seinem Vater in Gedanken ganz nahe sein. »In Russland werden Blumen niedergelegt - nur für ihn«, sagt der Gütersloher, dessen Vater 1947 in Kriegsgefangenschaft gestorben war. Gerhard Junge starb 1947 in Russland.
Es hatte bis 2006 gedauert, bis der frühere Bertelsmann-Mitarbeiter das Schicksal des Gefreiten Gerhard Junge klären konnte. Mit Hilfe der »Liga für russisch-deutsche Freundschaft« war der Gütersloher an eine Kopie der Gefangenenakte gekommen, die in einem Moskauer Kriegsarchiv lag. Junge erfuhr, dass sein Vater 1947 in einem Lager bei Leningrad an den Folgen eines Darmverschlusses gestorben und am 29. Oktober 1947 bestattet worden war. »Allerdings wissen wir bis heute nicht, wo sein Grab liegt«, sagt Junge. Zum Volkstrauertag am 19. November 2006 hatte ihm die »Liga für russisch-deutsche Freundschaft« erstmals angeboten, für seinen Vater Blumen in Russland niederzulegen. »Ich habe 20 Euro überwiesen, und die Liga hat einen Kranz mit Schleife auf einem Kriegsgefangenenfriedhof bei Moskau niedergelegt«, erzählt der Gütersloher und zeigt einen Briefumschlag aus der russischen Hauptstadt, der ihn vor wenigen Tagen erreicht hat. In dem Kuvert steckte ein Bild Marias mit dem Jesuskind als Ostergruß sowie ein Foto, das den Kranz der Familie Junge auf dem Friedhof bei Moskau zeigt. »Es handelt sich um einen seriösen Verein, der die Versöhnung der Völker zum Ziel hat«, sagt Bernt Junge. Er hat zum Osterfest noch einmal 20 Euro überwiesen. Damit übermorgen auf russischer Erde, 1850 Kilometer von Gütersloh entfernt, Blumen an den Familienvater und Gefreiten Gerhard Junge erinnern, der nur 42 Jahre alt geworden war. »Der Wunsch, die Gräber Gefallener zu schmücken, nimmt zu«, sagt Fritz Kirchmeier, Sprecher des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. 13 000 Menschen hätten den Volksbund im vergangenen Jahr beauftragt, Blumen oder Kränze auf einem der 827 Friedhöfe niederzulegen, die der Volksbund in 45 Ländern pflegt. Die Arbeiten würden von örtlichen Gärtnern durchgeführt und kosteten durchschnittlich für einen Dauerkranz aus Islandmoos 30 Euro, für einen Tannenkranz 25 Euro und für Blumenschmuck 20 Euro. Auf Wunsch werde auch ein Foto des geschmückten Grabs zugeschickt - für fünf Euro.www.suchreferat-moskau.de www.volksbund.de
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