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Flüchtige Materie im Tank
Erfahrungen mit der Erdgasversion der Mercedes-E-Klasse E 200 NGT
Eine CO2-Reduzierung um fast 20 Prozent ohne auf Komfort verzichten zu müssen? Kein Problem mit dem E 200 NGT, der erdgasbetriebenen Version der Mercedes-E-Klasse-Limousine.
Mit 168 bis 171 Gramm erfüllt der Sternenträger zwar auch dann noch nicht die angestrebten Ziele der EU. Doch gegenüber 215 bis 222 Gramm im Benzinbetrieb ist es zumindest eine deutliche Verbesserung. Damit bestätigt der Stuttgarter den Vergleich des Trägerkreises Erdgasfahrzeuge, der den Energiegehalt der Kraftstoffe bezogen auf einen Brennwert von zehn Kilowattstunden angestellt hat. Diese Umrechnung ist erforderlich, weil Erdgas als Kraftstoff nach dem Eichgesetz an der Zapfsäule in Kilogramm verkauft werden muss, Benzin und Diesel dagegen in Litern.
Der reduzierte CO2-Ausstoß ist nicht der einzige Vorteil, den der E 200 NGT bietet. Immerhin ist Erdgas im Vergleich zum herkömmlichen Ottokraftstoff in den vergangenen sechs Monaten etwa 50 Prozent günstiger gewesen. Dadurch bekommt man eine volle Tankfüllung für die Mittelklasse-Limousine schon für 15 Euro. Vorausgesetzt, man lässt sich ganz auf die Fahrt mit der flüchtigen Materie ein.
Nicht immer wird einem das ganz einfach gemacht. Es ist zwar kein großes Problem mehr, eine Erdgastankstelle zu finden - 725 Stück gibt es hierzulande in der Zwischenzeit. Doch leider liegen die wenigstens wirklich an Hauptverkehrsadern. Ist man auf der Autobahn unterwegs muss man schon mal etliche Kilometer Umweg in den nächsten Ort in Kauf nehmen, um an den umweltfreundlichen Sprit zu kommen.
Dort angekommen, kämpfen zumindest Erdgas-Neulinge mit den unterschiedlichen Tanksystemen. Mal muss man erst an der Kasse Bescheid sagen, mal die Zapfsäule vor dem Anlegen des Stutzens aktivieren, mal geht alles so wie beim ganz normalen Benzinfassen. Wenn es denn funktioniert.
Irgendwie scheinen die Anlagen so ihre Tücken zu haben. Der Zufall wollte es, dass wir in zehn Tagen gleich zweimal an funktionsuntüchtige Zapfanlagen geraten sind. Dann kann so eine Betankung schon mal etwas länger dauern. Ärgerlich, aber auch eine gute Gelegenheit, um mit »Gleichgesinnten« ins Gespräch zu kommen. Dabei bestätigt sich immer wieder, dass die Erdgasvariante sich vor allem für diejenigen anbietet, die ihren Arbeitsplatz in der näheren Umgebung haben und eine Tankstelle auf dem Weg liegt. Abhängig davon, wieviel Autobahnabschnitte auf der Strecke liegen, reicht das Gas im Durchschnitt für 300 Kilometer. Etwa 600 weitere Kilometer wären dann noch mit den 65 Litern Super Plus möglich.
Das ist beruhigend, belastet aber dann Umwelt und Geldbeutel. Die leider häufiger zu verzeichnenden Komplikationen beim Tanken sind indessen die einzigen wirklichen Unannehmlichkeiten. Der E 200 NGT unterscheidet sich ansonsten nämlich kaum von seinen »normalen« Mercedes-Brüdern. Da ist die größere Tankklappe, hinter der sich neben dem bekannten Einfüllstutzen für Benzin der spezielle Erdgas-Füllanschluss verbirgt. Und da sind 130 Liter weniger Fassungsvermögen (400 Liter) im Kofferraum aufgrund der Gasflaschen.
Der Druck auf einen Schalter im Zentraldisplay - hier kann man sich auch über den aktuellen Füllstand informieren - genügt, um manuell von Benzin auf Gas umzuschalten. Die Elektronik regelt das aber von ganz allein, wenn der Gasvorrat erschöpft ist. In beiden Fällen geschieht der Wechsel vollkommen unmerklich. Selbst der Eindruck, der 163 PS (120 kW) starke 1,8-Liter-Kompressor mit Fünf-Gang-Automatik wäre im Gasbetrieb träger, ist rein subjektiv.
Objektiv dagegen ist der Aufpreis von 3510 Euro für den ökologischen Vorteil. Bei einem Basispreis von 38 139 Euro ist das nicht unerheblich. Selbst wenn man bei einer Jahresfahrleistung von 15 000 Kilometern und einem Durchschnittsverbrauch von fast zehn Litern im Jahr über 700 Euro sparen, und sich bei jedem Tankstellenbesuch freuen kann.
Sabine Neumann

Nächste Woche:der neue Fiat Bravo

Artikel vom 14.04.2007