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Die Dame sieht ganz alt aus

Vor dem Endspiel gegen Arminia: Hertha ist schlechteste Rückrunden-Elf

Von Klaus Lükewille
Berlin (WB). Auf den ersten Blick sieht die Berliner Ball-Dame gar nicht so schlecht aus. Hertha steht auf Rang acht. Also immer noch ein Plätzchen in der oberen Tabellenhälfte.

Doch das täuscht. Denn bei genauerer Betrachtung ist die Liga-Lage des Bundesligisten aus der Bundeshauptstadt gar nicht mehr so rosarot. Da schaut die Dame sogar ziemlich alt aus ihrer blau-weißen Fußball-Wäsche. Vom lautstark verkündeten Saisonziel, der Qualifikation für den UEFA-Cup-Wettbewerb, sind die Berliner inzwischen schon acht Punkte weit entfernt.
Viel kürzer ist dagegen die Distanz in den Keller. Da beträgt der Abstand zu einem Abstiegsplatz nur noch fünf Zähler. Ganz unten steht Hertha bereits in der Rückrunden-Tabelle. Seit sieben Spielen warten sie nun schon auf einen Sieg. Und ausgerechnet jetzt kommt mit dem DSC Arminia Bielefeld eine Mannschaft, die am vergangenen Freitag beim 1:0-Erfolg gegen Borussia Dortmund gezeigt hat, dass sie ihren Platz im Fußball-Oberhaus unbedingt behaupten will.
Nach den letzten Darbietungen konnte man das von den Berlinern nicht unbedingt behaupten. Deshalb erklärt Falko Götz die 90 Minuten gegen Arminia zum Endspiel: »Da müssen wir punkten, sonst geht der freie Fall weiter.«
Wenn das passieren sollte, kann der Trainer stürzen. Dabei sieht die Hertha-Planung bisher noch so aus: Götz, Vertrag bis 2008, soll die Saison zu Ende bringen. Dann wird getagt und entschieden, ob er weiter der richtige Mann ist.
Fest steht: Die von ihm betreute Truppe spielte seit Ende Januar zu oft falsch. Der absolute Tiefpunkt war die 0:5-Packung in Hannover. Aber auch auf eigenem Platz, an der finalen WM-Stätte von 2006, schwächeln die Berliner immer mehr. Zuletzt gab es sogar gegen Energie Cottbus eine 0:1-Niederlage. Da sind die Bielefelder Aussichten am Samstag also gar nicht so schlecht und Trainer Götz bekennt: »Wir stehen enorm unter Druck.«
Dass Marcelinho, den sie im August 2006 nicht mehr haben wollten, jetzt aus Wolfsburg tönt: »Hier ist es alles viel besser als in Berlin«, diese spitze Aussage hebt die Stimmung an der Spree nicht gerade. Apropos Spitze: Marko Pantelic, in der Vorrunde noch ein trefflicher Torjäger, rückt immer mehr in die Kritik. Bitter genug, dass der Serbe nun schon seit 676 Minuten erfolglos angreift. Noch schlimmer ist, dass er dabei ziemlich lustlos über den Platz trabt.
Ja, sie sieht seit Wochen ganz schön alt aus, die Hertha. Zu den Verlierern gehörte zuletzt auch ihr Kapitän Arne Friedrich, obwohl der schon seit dem 10. März an der Patellasehne verletzt ist und auch gegen seinen alten Verein Arminia nicht auflaufen kann. Dabei braucht Hertha ihn in dieser schweren Zeit dringend. Ob das in der deutschen Nationalmannschaft ebenfalls so bleibt, ist nicht mehr so ganz sicher. Der junge Mönchengladbacher Marcell Jansen, sein Stellvertreter, bot bei der Europameisterschafts-Qualifikation in Tschechien (2:1) eine erstklassige Verteidiger-Vorstellung.

Artikel vom 06.04.2007