04.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Komplette Dörfer weggespült

Die Zahl der Toten nach dem Tsunami auf den Salomonen-Inseln steigt

Honiara/Sydney (dpa). Nach dem meterhohen Tsunami auf den Salomonen-Inseln in der Südsee ist die Zahl der Toten weiter gestiegen.
Eine Mutter versorgt ihre leicht verletzte Tochter.

Die Behörden sprachen gestern von mindestens 28 Todesopfern. 900 Häuser seien zerstört worden, etwa 5000 Menschen waren ohne Obdach. »Wir haben Berichte, wonach die Zahl der Toten weiter steigen wird«, sagte Julian Mekai vom Nationalen Katastrophenamt in der Hauptstadt Honiara. Eine Reihe von Dörfern vor allem im Westen seien »komplett weggespült«, berichtete die Behörde.
Unterdessen warteten Überlebende verzweifelt auf Hilfe. Die Lieferung von Lebensmitteln, Wasser und Zelten über den Flughafen von Gizo lief nur schleppend an. Erste Pakete mit Hilfsgütern wurden von Helikoptern aus abgeworfen.
Einen Großteil der Hilfe organisiert die australische Armee. Sie ist mit 300 Mann auf den Salomonen, die nach Unruhen vor einem Jahr ins Land gerufen worden waren.
An den verwüsteten Stränden im Westen des 100-Insel-Archipels liefen kleine Kinder, Frauen und Männer durch Trümmerfelder mit zerstörten Häusern, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Von vielen Gebäuden ragte nur noch das Dach aus dem Wasser. An anderer Stelle zeugten dem Erdboden gleich gemachte Holzhütten von der Wucht, mit der die fünf Meter hohe Welle am Montag über die Inseln hereingebrochen war.
Die Region wurde die ganze Nacht und den ganzen Tag über von mehr als zwei Dutzend Nachbeben erschüttertet, viele davon mit Stärken über 6,0. Der Tsunami war - wie berichtet - am Montagmorgen von einem Erdbeben ausgelöst worden, dessen Stärke die US-Geologiebehörde USGS inzwischen auf 8,1 nach oben korrigierte. Die Zerstörungen weckten Erinnerungen an den verheerenden Tsunami Weihnachten 2004. Damals kamen in einem Dutzend Länder in Asien allerdings mehr als 220 000 Menschen ums Leben.
Was sich auf abgelegeneren Inseln abgespielt hat, war weiter unklar. Zu den hunderten teils winzigen Inseln drang auch gestern noch keine umfassende Hilfe vor. Aus der 300 Kilometer entfernten Hauptstadt Honiara starteten mehrere Boote mit Hilfsgütern. »Die sind aber mehr als zwölf Stunden unterwegs«, berichtete der deutsche Honorarkonsul, Gerald Stenzel. »Zu manchen Inseln ist man dann noch einen Tag unterwegs.«
Viele hätten keinerlei Telefonverbindungen, allenfalls Radios. Insgesamt 13 Dörfer sind nach Medienberichten von der Flutwelle zerstört worden.

Artikel vom 04.04.2007