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Prima Klima
für frühreife
Früchtchen

Hochstädter-Erdbeeren im Folienhaus

Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Im Wind wiegt sich die Folie in leichten Wellenbewegungen. Unter dem Foliendach ist Frühling: Hummeln und Bienen schwirren über die endlosen grünen Erdbeerreihen; zahlreiche Pflanzen blühen bereits. »Ende April wird es leckere Erdbeeren geben«, freut sich Axel Hochstädter.

In Sachen Erdbeeren ist Hochstädter ein alter Hase. Der clevere Unternehmer mit dem grünen Daumen bewirtschaftet im Bielefelder Norden insgesamt zwölf Hektar Fläche. Die Felder zwischen Vilsendorf und Brake sind sein Imperium.
Und doch ist die Saison 2007 anders: Hochstädter versucht, der Witterung ein Schnippchen zu schlagen, mindestens vier Wochen Vorsprung zu erarbeiten und schon Ende April mit den besonders schmackhaften roten Früchten der französischen Sorte »Darselect« in seine 15 knallroten Verkaufserdbeeren überall am Straßenrand zu kommen.
»Sieht gut aus«, befindet der Fachmann, der jeden Tag die Runde macht und die 1,5 Hektar prüft, die für den Großversuch ausgewählt wurden. Fünf Meter breit, 2,30 Meter hoch ist der halbrunde Bogen, der sich mehrere hundert Meter lang über das Feld zieht. Seit zwei Monaten stehen eingemummelt 65 000 Pflanzen in jedem Tunnel, sechs davon hat Hochstädter von belgischen Profis aufbauen lassen. Die Bögen wurden vor Ort angefertigt, berichtet der Chef. Sie sind mit speziellen »Heringen« aus schwerem Baustahl im Boden verankert. Eine Leine wie beim Camping sorgt für genügend Spannung auf den Folien, die Wind und Wetter abhalten und den süßen Früchten ein prima Klima sichern und, was die Reifung angeht, auf dem Weg zu den Leckermäulern reichlich Vorsprung haben. »Der Druck der neuen EU-Mitgliedsländer auf den Markt wird immer stärker«, berichtet Axel Hochstädter über die aktuellen Entwicklungen im Geschäft mit den Früchten. Insbesondere agrargeprägte Nationen verfügen über reichlich Flächen, zumeist auch über angenehme klimatische Verhältnisse, günstige Arbeitskräfte und als Mitglieder der EU über deutlich geringere Handelshemmnisse.
Hochstädter, nicht nur in Bielefeld eine Institution, setzt deshalb nicht auf Masse, sondern nur auf Klasse und Qualität. Und seit diesem Jahr auf den entscheidenden Vorsprung von vier Wochen dank der eindrucksvollen Folientunnel. Die verstärken - im umgekehrten Sinn - den so genannten Windshill-Effekt. Kälteeinbrüche im April, Graupelschauer, Nachtfrost sind kein Thema.
Axel Hochstädter hat deshalb das seit Jahren bewährte polnische Ernteteam entsprechend früher bestellt. Zum 1. Mai verspricht er Erdbeertorte mit Vilsendorfer Früchten.
Auch die Skandinavier erwarten schon die dicken, roten Früchte - denen versüßt der Bielefelder regelmäßig die fruchtigen Feiern zur Mittsommernacht.

Artikel vom 04.04.2007