05.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Heute dürfen die britischen
Marinesoldaten nach Hause

Irans Präsident verkündet überraschend die Freilassung: »ein Geschenk«

Teheran/London (dpa). Überraschende Wendung in der Krise um die 15 britischen Marinesoldaten im Iran: Präsident Mahmud Ahmadinedschad kündigte gestern die Freilassung der vor fast zwei Wochen gefangen genommenen Briten an. Sie sollen vermutlich heute in ihre Heimat zurückfliegen.

Der britische Premierminister Tony Blair und die EU begrüßten die angekündigte Freilassung. Weltweit sanken die Ölpreise.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte mit Blick auf das iranische Atomprogramm die Hoffnung, dass eine Zuspitzung vermieden werden könne. Mit der Freilassung der Soldaten sei ein Anfang gemacht, »und ich hoffe, dass dieser Anfang die Tür öffnet für weitere in Kooperation gefundene Lösungen«, sagte der EU-Ratsvorsitzende in Berlin.
Ahmadinedschad gab die Freilassung auf einer internationalen Pressekonferenz in Teheran bekannt. Dies sei ein »Geschenk« an Großbritannien, sagte Ahmadinedschad. Anschließend verabschiedete er die Briten persönlich.
Eine Sprecherin der britischen Regierung sagte, nun werde geklärt, wie und wann die Freilassung im Detail vonstatten gehen sollte. Unter Berufung auf iranische Offizielle hieß es, die Briten sollten Teheran heute verlassen. Ein iranischer Diplomat in London kündigte an, dass die Marinesoldaten britischen Diplomaten übergeben werden. Anschließend sei es Sache des britischen Außenministeriums, wann die 15 Soldaten nach Hause zurückkehren. Die Soldaten müssten noch einige kurze Formalitäten durchlaufen, bevor sie der Botschaft übergeben werden.
Erleichterung gab es auch bei den Angehörigen der Soldaten. Die Familie des Marinesoldaten Adam Sperry sprach von dem »besten vorstellbaren Geschenk«.
Die Seeleute waren am 23. März im Mündungsgebiet des Schatt el Arab von iranischen Revolutionsgarden festgenommen worden. London erklärte, sie seien aus irakischen Gewässern verschleppt worden. Teheran hatte darauf bestanden, dass die Briten in iranisches Gebiet vorgedrungen seien.
Während der Pressekonferenz warf Ahmadinedschad Großbritannien erneut vor, die Grenzen seines Landes verletzt zu haben. Das iranische Volk sei über das Eindringen der Marineangehörigen zutiefst empört. Der Präsident verlieh Orden an iranische Marineoffiziere, die an der Festnahme der Briten beteiligt waren. Der Kommandeur der iranischen Einheiten erhielt den Tapferkeitsorden. Die überraschende Ankündigung kam erst, nachdem Ahmadinedschad bereits mehr als 45 Minuten geredet hatte.
Ahmadinedschad nutzte die Pressekonferenz auch, um das Recht des Irans auf sein Atomprogramm zu unterstreichen.
Die staatliche iranische Nachrichtenagentur IRNA berichtete, iranische Beamte dürften in Kürze erstmals fünf von US-Streitkräften im Irak festgenommene Iraner treffen. Ein Vertreter der iranischen Botschaft in Bagdad solle die Festgenommenen treffen.
Die fünf Iraner waren im Januar von den US-Streitkräften in der nordirakischen Stadt Erbil festgenommen worden. Die USA werfen ihnen vor, zu den iranischen Revolutionsgarde zu gehören und schiitische Milizen im Irak unterstützt zu haben. Nach Angaben der iranischen Regierung handelt es sich dagegen um Diplomaten. US-Präsident George W. Bush hatte einen Austausch der Briten gegen die fünf Iraner abgelehnt. Ahmadinedschad betonte, zwischen der Freilassung der Briten und den im Irak festgenommenen Iranern gebe es keinen Zusammenhang. »Wenn wir hätten handeln wollen, hätten wir mehr gewinnen können.« Seite 4: Kommentar

Artikel vom 05.04.2007