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Mann und
»sein« Kino

Peter Greenaway 65


London (dpa). Wenn Peter Greenaway Recht hat, dann sehen die weitaus meisten Kinobesucher die falschen Filme. Auch, weil es die »richtigen« bislang kaum gibt. Das »richtige Kino« nämlich, lehrt der britische Regisseur und Experimentalkünstler, müsse erst noch erschaffen werden. Darum bemüht sich Greenaway, der morgen 65 Jahre alt wird, nach Kräften.
Seinen größten Publikumserfolg hatte er 1989 mit der tiefschwarzen Komödie »Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber«. Wegen kannibalistischer und sexueller Szenen galt der Streifen mit Helen Mirren, Richard Bohringer und Michael Gambon als »skandalös« - was ihm mehr Zuschauer einbrachte als andere Greenaway-Werke.
Kritikerlob erntete der 1942 in Wales geborene Regisseur, der als einer der wichtigsten Experimentalfilmemacher angesehen wird, auch für Filme wie die Shakespeare-Adaption »Prosperos Bücher« (1991) und »8 1/2 Women«, eine Hommage an Federico Fellinis Meisterwerk »8 1/2«.
Anerkennung fand bereits Greenaways Spielfilmdebüt »Der Kontrakt des Zeichners« (1982). Vorher hatte Greenaway sich als avantgardistischer Kurzfilmer betätigt. Bereits dabei zeigte sich, wie das Multitalent nach dem Modell für ideale Filme suchte.
Die Dimension seines künstlerischen Anspruchs wird auch bei seinem jüngsten Projekt deutlich. Mit »The Tulse Luper Suitcases« versucht er eine Verarbeitung der Geschichte des 20. Jahrhunderts in 16 Episoden, die sich aus dem Inhalt von 92 über die Welt verteilter Koffer des »Berufsgefangenen« Tulse Luper speisen. Der Bogen spannt sich von der Entdeckung des Urans bis zum Fall der Berliner Mauer.

Artikel vom 04.04.2007