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Potsdamer Welterbe in Gefahr

Nur 20 Prozent der Räume von Sanssouci können noch gezeigt werden

Von Imke Hendrich
Potsdam (dpa). Im hochherrschaftlichen Neuen Palais frisst sich der Schwamm unaufhaltsam durchs Mauerwerk, und von der malerischen Orangerie im Park Sanssouci bröckelt der Putz ab.

Angesichts des dramatischen Verfalls vieler Welterbestätten in Berlin und Potsdam warnt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten: »Ohne zusätzliche Mittel von mindestens 20 Millionen Euro jährlich und das über wenigstens 10 bis 15 Jahre müssen wir immer weitere Bereiche schließen«, sagt Generaldirektor Hartmut Dorgerloh gestern.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) sieht ebenfalls langfristig eine Gefahr für den »größten kulturellen Leuchtturm der neuen Bundesländer«: »Wer mit offenen Augen durch die Schlösser und Gärten geht, wird den Bedarf sehen.« Würden die Schäden nicht behoben, müssten immer mehr Räume und Gebäude aus Sicherheitsgründen für den Publikumsverkehr geschlossen werden. »Das wäre für eine UNESCO-Welterbestätte, die von herausragender Bedeutung ist, nicht vertretbar«, betont Neumann.
Dorgerloh ist zuversichtlich, dass Bund, Berlin und Brandenburg alles versuchen werden, um im nächsten Jahr zusätzliche Mittel auf den Weg zu bringen. »Alle Geldgeber sind sich einig, dass wir die Gefahr für das Welterbe bannen müssen.« Allein für das 250 Meter lange Neue Palais, an dem seit 150 Jahren nahezu nichts gemacht wurde, seien mehr als 100 Millionen Euro nötig.
»Erst nehmen wir die Kronleuchter ab, dann sperren wir die Räume für Besucher«, klagt Dorgerloh. Mittlerweile könnten nur noch 20 Prozent der Räume gezeigt werden. Ähnlich dramatisch ist die Lage vor allem am Schloss Babelsberg und beim Berliner Schloss Charlottenburg. Neumann zufolge wird der Bund nach der nächsten Stiftungsratssitzung am 3. Mai über mögliche zusätzliche Mittel »für vordringliche einzelne Projekte« entscheiden. Dies setze allerdings eine angemessene Mitwirkung beider Länder voraus.
Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) sagt dazu: »Wir bemühen uns um eine Lösung, weil es wirklich wichtig wäre.« Angesichts des »Investitionsstaus« in den Schlössern von dem Gesamtetat über 45 Millionen Euro im vergangenen Jahr standen nur 6,5 Millionen Euro für Baumaßnahmen zur Verfügung. Die Stiftung selbst will weiter Geld eintreiben.
Das Kerngeschäft soll durch eine Saisonverlängerung um einen Monat, Ausweitungen der Öffnungszeiten und spezielle Angebote für ausländische Gäste gestärkt werden.
Im vergangenen Jahr zählte die Stiftung zwei Millionen zahlende Besucher. »Dieser leichte Rückgang war vor allem durch die Fußball-WM und das teils schlechte Wetter bedingt.« Dagegen sind die Zahlen für die ersten Monate 2007 ermutigend. »Bislang hatten wir schon zwölf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.«

Artikel vom 04.04.2007