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Burgen sollten Pilger schützen

Ausstellung in Lemgo beschreibt den Kampf der Ritter im Heiligen Land

Von Dietmar Kemper
Lemgo (WB). Die Burgen im »Heiligen Land« dienten sowohl als Zufluchtsstätte für die Pilger auf dem Weg nach Jerusalem als auch als steinerne Machtdemonstration des Christentums in Feindesland.

Wie Muslime und Ritter sich 200 Jahre lang bekämpften und wie sie in friedlichen Zeiten miteinander Handel trieben, zeigt eine Ausstellung im Weserrenaissance-Museum Schloß Brake in Lemgo.
»Burgen und Basare der Kreuzfahrerzeit« heißt die Präsentation der Gesellschaft für Internationale Burgenkunde (GIB) in Aachen. Sie ist von Ostermontag bis zum 16. April zu sehen und wurde bereits in Washington gezeigt. Im Auftrag der Gesellschaft und wissenschaftlich begleitet von 14 Professoren bauten Praktikanten der Fachoberschule für Gestaltung in Aachen die berühmteste Johanniterburg Crac des Chevaliers, den Basar von Aleppo, Belagerungsmaschinen und ein Badehaus nach Originalplänen im Maßstab 1:25.
Mehrere tausend sieben Zentimeter große Figuren füllen die Gebäude und ermöglichen einen Einblick in das Leben während der Kreuzzüge zwischen 1099 und 1292. In deren Geschichte führen 60 Schautafeln ein und stellen eine Auswahl von Burganlagen jener Zeit vor, die heute in Syrien, Jordanien, dem Libanon, Israel, Zypern und der Türkei liegen. »Burgen sind befestigte Plätze an exponierter Stelle, die dem Burgherrn und der in der Nähe lebenden Bevölkerung Schutz bieten«, definiert der Gründer der GIB, Bernhard Siepen. Bei der Ankunft im Orient seien die Kreuzritter auf Burgen aus spätantiker und byzantinischer Zeit gestoßen.
Templer und Johanniter hätten hunderte Ordensfestungen errichtet, um Jerusalem für das Christentum zu bewahren, die heiligen Stätten zu bewachen, Nachschubhäfen zu sichern und Handelsstraßen zu befestigen.
Letztlich war alles vergebens: Nach dem Fall von Akkon (1291) zogen sich die Kreuzfahrer nach Zypern zurück. Wer es in seine alte europäische Heimat schaffte, profitierte dennoch von der Begegnung mit der Kultur des Vorderen Orients. Ritter wie Richard Löwenherz hatten Salben, Parfüms und Arzneien kennen und schätzen gelernt und Ideen im Kopf, wie sie die Wasserversorgung durch Zisternen, die Hygiene durch Badehäuser und die Verteidigung der Burgen durch ausgeklügelte Wehr- und Laufgänge verbessern konnten. Sie nutzten das Wissen muslimischer Bauaufseher, Maurer und Steinmetze.
Im Mittelpunkt der Ausstellung in Lemgo steht die größte Kreuzfahrerfestung, der Crac de Chevaliers in Syrien: Im Inneren der 200 Meter langen und 140 Meter breiten Burg des Johanniterordens schliefen bis zu 2000 Menschen und tranken 600 Pferde Wasser. Mamelukensultan Qalawun eroberte die Anlage 1271 im zehnten Versuch. Mineuren war es gelungen, die äußeren Burgmauern zu untergraben. Die friedliche Seite der Begegnung zweier Kulturen versinnbildlicht das Modell des Basars von Aleppo. 750 Figuren und tausende Ausstattungsgegenstände spiegeln das Marktleben des syrischen Handelszentrums an der Schnittstelle zwischen islamischer und christlicher Welt wider. Dort kreuzten sich die Weihrauchstraße aus Arabien und die Seidenstraße aus China.
Bernhard Siepen plant eine Ausstellung über Pfalzen von der Karolinger- bis zur Stauferzeit. Dann würde auch die Residenz von Karl dem Großen in Paderborn nachgebaut. Die Ausstellung in Lemgo ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet (Weitere Informationen unter Telefon: 05261/94500).

Artikel vom 06.04.2007