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Die Hühner von heute sind mobil

Ralf Müller unterstützt die Rückkehr des vertrauten Federviehs -ÊHäuser auf Rädern

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Ideen sind wie Kaninchen: Sie sorgen dauernd für Nachwuchs. »Am Anfang stand der Gedanke, mobile Häuser für Hühner zu entwickeln«, berichtet der Bielefelder Ingenieur Ralf Müller. Heute bietet seine kleine Firma »Hühner Haus Mobil« den Hühnerfreunden fast ein komplettes »Rund-um-sorglos-Paket«.

Die Zeiten, da fast jedes Haus einen eigenen Hühnerstall besaß, sind lange vorbei. Die niedrigen Eierpreise rechtfertigen den Aufwand aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr. Aus pädagogischer Sicht halten sich Eltern lieber Meerschweinchen, Hamster oder Kaninchen. »Warum nur?« fragt Müller. »Vom Huhn kann man viel mehr lernen - ganz abgesehen von der Freude über täglich frische und gesunde Eier.«
Gute Ideen markieren oft entscheidende Wendepunkte im Leben. Anlass bei Müller war die Schließung des von Bethel-Bewohnern bewirtschafteten Öko-Landwirtschaftsbetriebs Quellenhof in Bielefeld. 16 Jahre hatte er ihn im Auftrag der Bodenschwinghschen Anstalten geleitet. Heute geht Müller einer weniger aufreibenden Tätigkeit nach. Das Wissen um artgerechte Tierhaltung aber sollte nicht einfach verloren gehen.
Doch bei aller Liebe zum Vieh: Selbst in der Ökosiedlung Waldquelle im Bielefelder Westen, wo Müller wohnt, wollte keiner seinen gesamten Rasen opfern, um dort Hühner scharren zu lassen. Ein mobiles Haus mit einem verschiebbaren Auslauf jedoch bietet Platz für Vieh und Mensch. Das Federvieh wandert nur nach einiger Zeit, damit sich der Bodenbewuchs erholen kann. Müller: »Nach dem Rotationsprinzip reicht eine Fläche von 80 bis 100 Quadratmetern für zwei Hühner.«
Nach Bildung der theoretischen Grundlage ging es an die Planung. Das Haus sollte auf Rädern stehen, um es leicht verschieben zu können. Fenster geben Licht. Sitzstangen und ein Nest für die Eiablage sind unverzichtbar. Hinzu kommt eine Schublade, um die Eier auch an der Außenwand des Hauses entnehmen zu können.
Hightech kommt bei der Verschlussanlage ins Spiel. Sie wird am Morgen durch eine Zeitschaltuhr und abends durch Lichtsensoren gesteuert. Die Anlage bemerkt, wenn sich ein Huhn gerade in der Türöffnung befindet, und lässt sich auch durch nächtliche Gewitterblitze nicht verwirren. Es dauerte eine Zeit, bis jemand gefunden war, der bereit und in der Lage ist, das Pilot-Haus in Serie zu fertigen. Inzwischen aber ist Müller mit einer Tischlerei in Einbeck handelseinig geworden.
Müller strahlt, als er die Anlage vorstellt. Seine Begeisterung für Technik steckt an. Doch schon im nächsten Augenblick wird er nachdenklich: »Viele von den 180 Hühnerrassen in Deutschland stehen auf der roten Liste.« Deshalb empfiehlt er seinen Kunden, sich doch ein Augsburger Huhn oder eine andere vom Aussterben bedrohte Rasse zuzulegen - auch wenn sie aufs Jahr gesehen vielleicht ein paar Eier weniger legen.
Familien, Kindergärten, Schrebergärtner, Direktvermarkter: Diese Kunden brauchen Beratung. Müller bietet sie unter anderem im Internet. Dort können auch das richtige Bio-Hühnerfutter sowie sonstiges Material zur Hühnerhaltung bestellt werden. »Wer Keimlinge und ein bisschen Oregano oder Majoran untermischt, erhält besonders schmackhafte Eier«, berichtet Müller. »Die eignen sich dann auch hervorragend als Mitbringsel bei einer Einladung.«.
Damit die Beratung nicht zu spröde wird, hat er sich auch schon einen lustigen Bildungs-Comic ausgedacht. Die Namen der Hühner hat er bereits: Henni, Jettchen, Hypi, Einstein und Mücker. Nun sucht er nur noch einen Zeichner, der die Idee umsetzt.
www.huehnerhaus-mobil.de

Artikel vom 04.04.2007