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Zurück aus dem
Trainingslager

Neue Rasputin-CD erschienen


Bielefeld (WB/jm). Er ist 29 Jahre alt und fast zwei Meter groß - Martin Seehafer alias Rasputin ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Größe in der Bielefelder Hip-Hop-Szene. Mitte der 90er Jahre war er einer der ersten, der Rapmusik in Bielefeld salonfähig machte. Überregional hat er sich als Freestyle-Artist einen Namen gemacht.
Zwei Jahre nach seinem hochgelobten Album »Achtung« erscheint jetzt das neue Mixtape »Gefunden und gefressen«. Rasputin wird für seine schonungslos ehrlichen und persönlichen Texte geschätzt, doch mit »Gefunden und gefressen« stößt er viele Fans vor den Kopf. »Ich hatte keine Lust, meinem Image immer gerecht zu werden. Ich habe mit verschiedenen Stilen experimentiert, deswegen verfolgt die Platte auch absolut keine feste Linie. Es hat alles einen sehr sessionhaften Charakter, und viele Lieder sind sehr spontan entstanden«, erklärt Rasputin.
Tatsächlich schlägt Rasputin in Songs wie »Der King« und »Es ist Krieg«Ê ungewohnt starke Töne an. Am Herzen liegen ihm jedoch Tracks wie »Liebe tut weh«, »Glück ist nicht Atlantis« und »Mein kleiner Engel«, in dem er über seine Beziehung zu seiner kleinen Tochter rappt. »Bei dem Lied hab ich wirklich lange überlegt, ob ich es mit auf die CD draufpacken soll, weil es wirklich sehr persönlich ist. Auf meinem nächsten richtigen Album, das noch Ende dieses Jahres erscheinen wird, werde ich auch wieder mehr in diese Richtung gehen. ÝGefunden und gefressenÜ kann man als ein Trainingslager dafür verstehen.«
Als so genannte Trainingspartner konnte Rasputin bekannte Kollegen wie Timmi Hendrix, Lord Scan, Fabio MC, Superditze, Quick, Samba, Maltematik, Architekt und Robstah für sich gewinnen, wodurch noch mehr Vielfalt garantiert wird: akrobatische Wortspiele, verbale Rundumschläge, verträumte Melodien, verspielte Elektro-Beats, typische Gangster-Klischees und herzergreifende Beichten. »Gefunden und Gefressen« erweist sich als eine Brücke zwischen Entertainment und Statement und ist Hip-Hop im besten Sinne.
Auffällig ist der Song »Bielefeld ist nicht Hawaii«. Hier wird zwar das heimische Wetter beklagt, jedoch outet sich der in Diepholz geborene Musiker als leidenschaftlicher Wahl-Bielefelder: »Man weiß nie, wo die Liebe hinfällt. Bielefeld ist nicht zu groß und nicht zu klein, genau richtig für mich. Außerdem habe ich hier auf Konzerten eine Menge Leute kennengelernt, die das Potential haben, in der Szene etwas zu bewegen. In einer Stadt wie in Berlin wäre ich bestimmt untergegangen.«
Trotz des Liebesbekenntnisses zur Heimat möchte Rasputin sich nicht nur auf Bielefeld beschränken. 2007 soll sein Jahr werden, in dem er versucht, seinen festen Platz in der nationalen Szene zu sichern. Mit »Gefunden und gefressen« hat er einen soliden Grundstein für diesen Plan gelegt.

Artikel vom 04.04.2007