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Zu schön, um vorne zu sein

Oberliga: Arminia II verpasst in Lippstadt den Sprung an die Tabellenspitze

Von Dirk Schuster
Lippstadt (WB). Arminia Bielefeld II hat es verpasst, den SV Lippstadt an der Spitze der Fußball-Oberligatabelle abzulösen. Das gelang dafür dem SC Verl. Während die Verler beim FC Schalke II 4:0 gewannen, kam die DSC-Reserve gestern im Stadion »Am Waldschlösschen« nicht über ein 1:1 hinaus.

Gästetrainer Detlev Dammeier wusste natürlich ganz genau, wieso es trotz 60-minütiger Überlegenheit nur zum Remis für die Arminia reichte. »Wir spielen teilweise zu schön. Noch mal Doppelpass, wieder Klein-Klein«, beklagte der Ex-Profi einen Mangel an Gradlinigkeit und nannte das Beispiel Marcel Ndjeng. »Im Grunde bin ich mit ihm zufrieden. Aber das Besagte muss er an seinem Spiel noch verändern.«
Ndjeng war einer der Spieler, die den Arminia-Amateuren den Anstrich einer Halb-Profimannschaft verpassten. Nils Fischer, Umut Kocin, Kamil Vacek, Tim Danneberg, dazu Torwart Pascal Formann - Bielefelds erste Elf war nominell gut bestückt. Doch sind die Leihgaben aus dem Profikader üblicherweise das dicke Plus der Amateure, so wurden sie für den DSC II dieses Mal vielleicht sogar zum Nachteil. So sah es jedenfalls Detlev Dammeier, der sagte: »So ist das oft: Die Spieler, die aus der Profiabteilung kommen, werden von einigen Schiedsrichtern nicht gerade bevorteilt.«
Zwei Szenen hatten Dammeier ganz besonders geärgert. Erstens: Als Tim Danneberg unmittelbar vor der Halbzeit nach tollem Solo in den SVL-Strafraum eingedrungen und von einem Gegenspieler zu Fall gebracht worden war, blieb der fällige Elfmeterpfiff aus.
Und zweitens: Auch als eine Viertelstunde vor Schluss Daniel Schernings Kopfball von Lippstadts Kapitän Dennis Hustadt mit der Hand abgewehrt wurde, blieb die Pfeife des Unparteiischen stumm.
Im Zweifel für die Lippstädter, könnte Schiedsrichter Stefan Hagen aus Erkenschwick gedacht haben. Anders lassen sich diese und auch weitere nicht ganz so spielentscheidende Szenen kaum erklären.
Doch die Schuld für die Niederlage allein beim Referee zu suchen, damit würden es sich die Bielefelder zu einfach machen. Vielmehr müssen sie sich den Vorwurf gefallen lassen, nach dem Führungstor derart inkonsequent weitergespielt zu haben, dass es den Platzherren ziemlich leicht fiel, ins Spiel zurückzukommen.
Dabei hätte der Zeitpunkt des Führungstores kaum besser gewählt sein können. Drei Minuten nach der Pause hatte sich Tim Danneberg in den SVL-Sechzehner getankt und Torwart Milos Mandic zum 0:1 überwunden. »Kurioserweise haben wir danach vergessen, weiter Fußball zu spielen. Statt den Ball zu halten und die Lippstädter laufen zu lassen, sind wir zu viel Risiko gegangen und haben zu viele lange Bälle gespielt«, analysierte Detlev Dammeier. Die Folge: der nichtmal mehr unverdiente Ausgleich durch Sören Seidel. Auf Freistoß von Patrick Neumann hielt der Stürmer am Fünfmeterraum den Fuß hin und verwandelte gekonnt zum 1:1 (69.).
»Aufgrund der Leistungssteigerung nach dem Rückstand haben wir uns den Punkt verdient«, sagte SV Lippstadts Trainer Heinz Knüwe, Ex-Profi des VfL Bochum. Bielefeld sei über weite Strecken zwar die bessere Mannschaft gewesen, befand Knüwe, »doch für uns geht es nicht darum, schönen, sondern erfolgreichen Fußball zu spielen«.

Artikel vom 02.04.2007