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Deutsche Ernüchterung
beim Rekord-Festival

Schwimm-WM: Rupprath holt zum Abschluss Silber

Melbourne (dpa). Die deutschen Schwimmer sind 16 Monate vor Olympia 2008 mit der schlechtesten WM-Bilanz seit der Vereinigung 1991 in die Zweitklassigkeit abgestürzt. Daran konnte auch Thomas Rupprath mit Silber über 50 Meter Rücken nichts ändern.

»Wir brauchen nichts zu beschönigen«, kommentierte Cheftrainer Örjan Madsen die Mini-Ausbeute von vier Medaillen - drei Mal Silber und ein Mal Bronze - bei den Weltmeisterschaften in Melbourne. »Wir müssen nach Hause und härter arbeiten.« Britta Steffen musste sich am Schlusstag über 50 Meter Freistil mit Platz vier begnügen. Das US-Schwimmteam behauptete sich im Becken der Rod-Laver-Arena mit 20 Titeln eindrucksvoll vor Gastgeber Australien (9) als Nummer eins.
Ungekrönter WM-König ist US-Superstar Michael Phelps, der bei sieben Titeln fünf Weltrekorde aufstellte, zum Abschluss siegte er in Weltbestzeit von 4:06,22 Minuten über 400 Meter Lagen. Gold Nummer acht blieb dem 21-Jährigen verwehrt, weil seine Kollegen im Vorlauf der Lagenstaffel wegen Frühstarts disqualifiziert wurden.
Mit 17 Titeln ist Phelps jetzt der erfolgreichste WM-Schwimmer. Mit 175 000 Dollar Prämien war er zudem der WM-Großverdiener. »Ich glaube, das war der beste Wettkampf meiner Karriere«, meinte Phelps. Die Australierin Lisbeth Lenton wurde mit fünf Titeln erfolgreichste Frau. Den Schlusspunkt beim Rekord-Festival setzte Katie Hoff (USA) in 4:32,89 Minuten über 400 Meter Lagen mit Weltrekord 14.
Für Deutschlands Schwimmer zog Madsen eine kritische Bilanz: »Wir sind weit hinter den Erwartungen geblieben.« Er kündigte Veränderungen von Struktur und System - und Konsequenzen für einzelne Athleten an. Die Ursachen für den Leistungseinbruch seien vielschichtig: falsches Training, zu wenig Training, fehlendes Mentaltraining, Bequemlichkeit, mangelnde Professionalität.
Immerhin fand Rupprath am letzten WM-Tag doch noch zu alter Stärke. In 25,20 Sekunden musste sich der Weltrekordler aus Rostock über 50 Meter Rücken nur dem Südafrikaner Gerhard Zandberg (24,98) geschlagen geben. »Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass es zu einer Medaille reicht«, sagte Rupprath. Der Wuppertaler Steffen Driesen schwamm als Vierter an Bronze vorbei: »Drei Leute auf der Welt sind schneller als ich, damit kann ich leben.«
Europameisterin Britta Steffen musste sich beim Sieg von Lisbeth Lenton (24,53) über 50 Meter Freistil in 24,79 Sekunden mit dem vierten Platz begnügen. »Knapp daneben ist auch vorbei«, sagte Steffen, »aber ich muss zugeben, dass es eine gute Zeit war.«

Artikel vom 02.04.2007