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Zeuge belastet
Geliebte schwer

Auftragsmord in Reinigungsfirma

Von Uwe Koch
Bielefeld (WB). Ein Häftling der Justizvollzugsanstalt Hamm hat die Angeklagten im Mordprozess Piepenbrock vor dem Bielefelder Landgericht schwer belastet. Der Mann hatte einen der Mordverdächtigen im Gefängnis kennnengelernt.

Vier Männer und eine Frau sollen das Mordkomplott gegen den Bielefelder Niederlassungsleiter der Reinigungsfirma geschmiedet haben. Auftraggeberin soll die Russlanddeutsche Axana P. (35) aus Espelkamp sein, die frühere Geliebte des späteren Mordopfer Frank Bodo W. (42). Er soll Betrügereien seiner Geliebten in der Firma entdeckt haben, worauf die Frau über die Vermittler Nikolai W. (38) und Viktor M. (29) die mutmaßlichen Killer Dimitry C. (40) und Peter J. (29) aus Frankfurt gedungen haben soll. Frank Bodo W. wurde am 7. September 2006 in seinem Büro mit drei Schüssen hingerichtet.
Vermittler Viktor M. hatte in der Untersuchungshaft Kontakt zu dem in der JVA Hamm einsitzenden Betrüger Thomas K. geknüpft, der unter den Mitgefangenen den Ruf hatte, halbprofessionelle »Rechtsberatung« zu betreiben. Er brachte aus diversen Haftzeiten einschlägige Erfahrungen mit. Der Deutschrusse Viktor M. habe ihm seine Anklage vorgelegt und um seine Einschätzung gebeten, sagte der Zeuge am Freitag vor dem Schwurgericht. »Er hat mir gesagt, er stehe im Mittelpunkt des Falls und habe die Sache organisiert.« Viktor M. habe dann wissen wollen, »wie man aus der Sache am besten rauskommt«. K. sagte weiter, er sei von Viktor M. gebeten worden, eine Nachricht mit der Bitte um ein Alibi an dessen Familie zu schmuggeln.
Viktor M. habe in einem Gespräch in der JVA Hamm betont, während der Planung sei ein Mord nicht unbedingt in seinem Sinne gewesen, denn »es reichte auch Erschrecken«. Viktor M. habe zudem erzählt, er habe sich mit Axana P. getroffen, die ihm 20 000 Euro übergeben habe. Die Frau habe den Lageplan und Detailpläne der Reinigungsfirma mitgebracht.
Die Verteidiger der Angeklagten hatten im Vorfeld der Aussage das Auftreten des Zeugen zu verhindern versucht. Thomas K. sei mit Viktor M. in der Haft zusammengelegt worden, um den Angeklagten »auszuforschen«, vermutete der Frankfurter Rechtsanwalt Bertil Jacobson. Sein Mandant sei ausgehorcht worden, »um das Strafverfahren sicherzustellen«. Jacobsons Antrag auf Nichtverwertung der Zeugenaussage, dem sich alle Rechtsanwälte anschlossen, wertete Staatsanwalt Christoph Mackel als Affront: »Das ist eine Beleidigung«, wetterte Mackel aufgebracht. Kein Organ der Strafverfolgung habe die Zusammenlegung der Häftlinge veranlasst.
Auch der Belastungszeuge Thomas K. sah gestern sein Mitwirken in der Mordsache Piepenbrock mit gemischten Gefühlen. »Ich habe Angst um mich und meine Familie«, sagte er.

Artikel vom 31.03.2007