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Steffen ist traurig und trotzig

Schwimm-WM: Bronze über 100 Meter - Kritik von Trainer Madsen

Melbourne (dpa). Bronze statt Gold für Weltrekordlerin Britta Steffen - Deutschlands Schwimmer haben das Siegen verlernt. »Es ist so traurig«, sagte die Berlinerin, als sie bei der Weltmeisterschaft in Melbourne nach 100 Metern Freistil geschlagen an Land kletterte.

»Das tut schon weh.« Aber dann setzte sich die Kämpferin durch: »Aus der Niederlage werde ich stark. Ich habe keine Angst vor den Leuten«, sagte sie trotzig. Gold durfte sich die Australierin Lisbeth Lenton um den Hals hängen. Die deutschen Männer waren nach ihrem Vorlauf-K.o. beim Weltrekord-Rennen der US-Boys über 4 x 200 Meter Freistil (7:03,24) Zuschauer. Staffel-Mitglied Ryan Lochte war schon zuvor über 200 Meter Rücken in 1:54,32 Bestmarke geschwommen. Die Rod-Laver-Tennisarena ist jetzt elffacher Weltrekord-Tempel.
Britta Steffen konnte sich über Bronze nicht so recht freuen. »Dafür brauche ich noch einen Moment.« 53,74 Sekunden waren zu wenig. Ihren Weltrekord (53,30) konnte sie nicht gefährden. Aber sie durfte ihn behalten. Lisbeth Lenton siegte in 53,40 Sekunden vor der Niederländerin Marleen Veldhuis (53,70).
»Ich hatte das Staffelrennen noch in den Knochen«, sagte Britta Steffen, »an der Wende dachte ich, mein Gott, bin ich langsam. Bei 60 Metern bin ich eingebrochen.« Dann machte sie sich Mut: »Es ist schön, dass ich weiß, noch Reserven zu haben.« Trainer Norbert Warnatzsch versuchte, Trost zu spenden: »Sie braucht nicht traurig zu sein. Das ist ein Anlass, die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele akribisch anzugehen. Die Konkurrenz schläft nicht.«
Birte Steven freute sich über Rang sechs in 2:28,13 Minuten über 200 m Meter Brust. »Das war die Flucht nach vorne raus, aber die hat mich hinten wieder eingeholt. Der sechste Platz ist ganz ordentlich. Ich freue mich.« Siegerin Leisel Jones (Australien) schwamm in 2:21,84 in ihrer eigenen Liga. Der japanische Olympiasieger Kosuke Kitajima sicherte sich in 2:09,80 Minuten den WM-Titel bei den Männern.
Antje Buschschulte beendete über 50 m Schmetterling ihren letzten Einzel-Auftritt wie schon die drei anderen Starts mit dem Aus im Halbfinale. Platz neun in 26,89 Sekunden machte Mut. »Bisher ist es in die Hose gegangen. Ich hatte noch nie ein so schlechtes Niveau«, sagte die Magdeburgerin, »jetzt bin ich zufrieden, dass es aufwärts geht. Diese WM ist ein Riesendenkanstoß für mich.« Daniela Samulski (Wuppertal) schied als 19. im Vorlauf aus: »Ich weiß nicht, woran es liegt.«
Deutschlands Cheftrainer Örjan Madsen zog vor dem Schluss-Wochenende eine erschreckende Zwischenbilanz. »Der deutsche Schwimmsport hat größere Probleme, als ich gedacht habe«, sagte Madsen. Nach dem Leistungseinbruch bei der WM sind bei ihm Zweifel aufgekommen, ob die Zeit noch reicht, das Team für Olympia 2008 in Peking fit zu bekommen. »Das ist die große Frage«, stellte Madsen fest. Er bemängelt System- und Struktur-Probleme und hat bei den Athleten zudem große Ausmaße von Unprofessionalität ausgemacht. Dem deutschen Team droht nach bisher drei Medaillen die schlechteste WM-Bilanz seit der Vereinigung 1991.

Artikel vom 31.03.2007