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Große Geheimnisse
um »Sisis« Brautkleid

Rätselraten über Verbleib der kaiserlichen Festrobe

Wien (dpa). Prächtige Blumen in Silber sind alles, was geblieben ist. Der Rest des Brautkleides der österreichischen Kaiserin Elisabeth ist spurlos verschwunden.
Die wertvolle, aufwendige Silberstickerei ziert heute ein Priestergewand, das seit Freitag im Sisi-Museum in der Wiener Hofburg zu bewundern ist. Wohin die anderen Teile der Festrobe geraten sind, darüber herrscht selbst bei den ausgewiesenen Kennern der Habsburger in Wien großes Rätselraten. Sie wollen nun in einer großen Suchaktion dem Geheimnis von »Sisis« Brautkleid auf die Spur kommen.
Ein gut gehütetes Geheimnis war das Kleid schon zu Lebzeiten der Kaiserin. Die Eheschließung der 15-jährigen bayerischen Prinzessin Elisabeth Amalie Eugenie mit Franz Joseph von Österreich am 20. April 1854, die im Nachhinein zur Märchenhochzeit verklärt wurde, war nicht für jedermanns Augen bestimmt. Nur die Familien und der Hofstaat bekamen die Braut in ihrem Schmuck zu Gesicht - selbst Berichterstatter waren auf ihre Fantasie angewiesen.
»Es gibt ein paar zeitgenössische Abbildungen, aber auf jedem Bild trägt Elisabeth ein anderes Kleid«, erläutert Katrin Unterreiner, Kuratorin des Sisi-Museums in Wien. Die Zeichner ließen sich von der herrschenden Mode inspirieren und folgten eigener Intuition.
Die scheinbar aussichtslose Suche wird dadurch erschwert, dass nicht einmal bekannt ist, wo das Kleid hergestellt wurde. »Es gab eine Tradition, nach der die Familie der Braut für deren Hochzeitskleid sorgte. Demnach könnte es in Bayern, vielleicht sogar in München gefertigt worden sein«, sagt Kunsthistorikerin Unterreiner,
Bei aller Ratlosigkeit gibt es immerhin eine heiße Spur: Das Kunstinventar der Wallfahrtskirche Maria Taferl in Niederösterreich verzeichnet im Jahr 1857 einen elfenbeinfarbenen Vespermantel, der mit der Silberstickerei von Sisis Brautkleid verziert wurde. »Wahrscheinlich wurde das ganze Kleid an die Kirche verschenkt«, meint Unterreiner. Kleidung von Adeligen und Angehörigen des Kaiserhauses sei oft an bevorzugte Wallfahrtskirchen abgegeben worden. Dabei sei es auch nicht unüblich gewesen, die Ausstattung aufzuteilen.
In Maria Taferl wurde die kunstvolle, etwa 30 Zentimeter breite Silberstickerei mit dem aufwendigem Blumenmuster vom Kleid abgenommen und auf einen Vespermantel aus weißer Seiden-Moirée aufgebracht. »Dieser war bis in die 1950er Jahre sogar noch in Verwendung«, weiß der Kustos der Schatzkammer von Maria Taferl, Christian Schüller. Zu der Zeit, als mit den bekannten Filmen der romantische »Sisi-Kult« einsetzte, sei der Wert der Spitze jedoch anders eingeschätzt und der Vespermantel in die Schatzkammer gegeben worden.
Wo das eigentliche Kleid dann geblieben ist, darüber geben die Archive der Habsburger und der Kirche genauso wenig Auskunft wie über die Herkunft. Während die Protokolle am Hof und die Aufzeichnungen der Kaiserin selbst banale Details vom Schokoladen-Konsum über Speisefolgen und Festabläufe akribisch dokumentieren, klafft ausgerechnet bei diesem romantischen Ereignis eine Lücke.

Artikel vom 31.03.2007