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Zwei Bewerber auf eine Stelle

Der Ausbildungsmarkt in Bielefeld bleibt weiter angespannt

Bielefeld (MiS). Die Halbjahresbilanz auf dem Ausbildungsmarkt 2006/07 fällt ernüchternd aus: Auf eine Stelle kommen mehr als zwei Bewerber. Das Lehrstellenangebot im Bereich der Bielefelder Arbeitsagentur, die für Bielefeld und den Kreis Gütersloh zuständig ist, reicht bei weitem nicht aus.

Die Unternehmen haben der Arbeitsagentur von Oktober 2006 bis Ende März 2777 Ausbildungsstellen gemeldet. »Das sind 8,9 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum«, erläuterte gestern Agenturchef Dr. Peter Glück. Das Ergebnis sei auch deshalb erfreulich, weil erstmals seit 2000/01 bei der Halbjahresbilanz eine Steigerung zu verzeichnen gewesen sei.
Doch diese Zahl relativiert sich durch die um 9,3 auf 5265 gewachsene Zahl der Lehrstellenbewerber - landesweit der Spitzenwert unter den Agenturbezirken. Der Bereich Bielefeld-Gütersloh ist eine besonders junge Region.
»Auch in diesem Frühjahr sind wir von einem Marktausgleich noch weit entfernt«, musste Glück feststellen. Das belegen auch die Zahlen der Bewerber, die bisher noch nicht vermittelt werden konnten. Sie liegt bei 3448. Ihnen stehen 1557 freie Stellen gegenüber. »Um den Bewerberüberhang abbauen zu können, benötigen wir kurzfristig weitere Ausbildungsstellen aus allen Wirtschaftsbereichen«, bat Bernd Wulfhorst, Teamleiter Berufsberatung, um weitere Angebote.
Das Problem der Agentur-Statistik: Längst nicht alle Stellen werden gemeldet, und längst nicht alle Bewerber kommen zur Agentur. Elmar M. Barella (Handwerkskammer) und Swenn Binner (Industrie- und Handelskammer) rechnen denn auch damit, dass mehr Bewerber als in den Vorjahren bei Betrieben untergebracht werden können.
Barella berichtete, dass bei der Handwerkskammer bereits jetzt, zu einem sehr frühen Zeitpunkt, mit 1027 eingereichten Lehrverträgen ein Viertel der Gesamtzahl von 2006 erreicht sei. Auch Binner ist davon überzeugt, dass in seinem Zuständigkeitsbereich das Zehn-Prozent-Plus des Vorjahres in diesem Jahr wieder erreicht werden könne.
Dabei hilft auch die brummende Konjunktur. Vor allem im Bau- und Ausbaugewerbe würden deutlich mehr Stellen angeboten. Auch der Handel stellte besonders viele Azubis ein. Die Kammer-Vertreter bedauerten, dass viele Jugendlichen Nachvermittlungschancen verstreichen ließen. »Manche lassen nichts von sich hören, wenn wir sie einladen«, erklärte Binner.
Gabriele Hiltl, stellvertretende Leiterin der Berufsberatung, macht bei den Jugendlichen eine hohe Flexibilität aus. Die meisten seien längst nicht mehr auf einen einzigen Traumberuf festgelegt. Sie ermutigte vor allem Haupt- und Realschulabsolventen, nicht zu früh die Flinte ins Korn zu werfen. In diesem Jahr sei auch in der Schlussphase der Vermittlung mit Angeboten zu rechnen.

Artikel vom 30.03.2007