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Iran verschärft Ton gegenüber
London: »politisches Tamtam«

Teheran legt Freilassung der einzigen Frau unter den Geiseln auf Eis

London/Teheran (dpa). In der Krise um die 15 im Iran festgehaltenen Marinesoldaten hat die Regierung in Teheran gestern auf den verschärften Ton Großbritanniens mit Verärgerung reagiert.

Die geplante Freilassung der einzigen Frau unter den Gefangenen werde jetzt verschoben, kündigte der Sekretär des nationalen Sicherheitsrates, Ali Laridschani, gestern im staatlichen iranischen Fernsehen an. »Wir hatten beschlossen, die Frau freizulassen, aber angesichts des politischen Tamtams, das London veranstaltet, ist dieser Beschluss vorläufig auf Eis gelegt.«
Die Haltung der britischen Regierung sei bei der Lösung des Problems wenig hilfreich, erklärte Laridschani. Sollte sich das nicht ändern, dann würde der Iran ebenfalls einen anderen Kurs einschlagen, warnte Laridschani. Zuvor war bekannt geworden, dass die britische Regierung in der Angelegenheit die Vereinten Nationen einschalten will.
Der UN-Sicherheitsrat befasste sich gestern in New York mit der sich zuspitzenden Krise. Noch am Mittwoch hatte Irans Außenminister Manuchehr Mottaki am Rande eines Gipfeltreffens der Arabischen Liga in Riad angekündigt, die junge Soldatin und Mutter Faye Turney werde »sehr bald« frei kommen.
Die britische Außenministerin Margaret Beckett sagte gestern, ihr Land wolle die Angelegenheit durch »Diskussionen mit unseren Verbündeten in den Vereinten Nationen voranbringen«. Großbritannien wird in der kommenden Woche den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat übernehmen. Der Iran solle wissen, dass er bei diesem jüngsten Konflikt »völlig isoliert« sei, erklärte ein Sprecher von Premierminister Tony Blair. »Wir wollen Teheran nicht in die Enge treiben«, aber das Festhalten der Soldaten sei rechtswidrig.
Frankreich bestellte den iranischen Botschafter Ali Ahani wegen der Angelegenheit ins Außenministerium ein. Ahani sei mitgeteilt worden, dass Frankreich »sehr besorgt« über den Zwischenfall sei und »die schnellstmögliche Freilassung« der Soldaten verlange, teilte das Ministerium in Paris mit.
Die 15 Marinesoldaten waren vor knapp einer Woche im Mündungsbereich des Grenzflusses Schatt el Arab festgenommen worden. Großbritannien bestreitet, dass die Gruppe in iranische Hoheitsgewässer vorgedrungen sei. Die britische Regierung wies gestern erneut eine Forderung des iranischen Außenministers nach einer Entschuldigung oder dem Eingeständnis eines Fehlers zurück. »Die Fakten sprechen für sich«, so der britische Regierungssprecher. »Wir haben bereits bewiesen, dass unsere Soldaten bei ihrer Festnahme in irakischen Gewässern waren.«
Eine britische Militärsprecherin wies Medienberichte zurück, denen zufolge britische Truppen das iranische Konsulat in der südirakischen Hafenstadt Basra umstellt hätten. »Das Gebäude wurde nicht umstellt«, sagte die Sprecherin des britischen Militärkontingents in Basra. Es habe Patrouillen in der Umgebung des Konsulats gegeben, weil britische Soldaten zuvor von Unbekannten beschossen worden seien. Dies habe aber in keinem Zusammenhang mit dem iranischen Konsulat gestanden. Der arabische Fernsehsender Al-Arabija hatte zuvor berichtet, britische Soldaten hätten das iranische Konsulat umstellt.
EU-Chefdiplomat Javier Solana appellierte gestern mit Nachdruck an die Führung in Teheran, im Streit um die Soldaten erste versöhnliche Schritte zu unternehmen. Im Atomkonflikt erhoffe er sich einen baldigen Beginn von Verhandlungen, sagte er im EU-Parlament.
EU-Energiekommissar Andris Piebalgs rechnet wegen der Geiselkrise im Iran nicht mit einem krisenhaften Anstieg der Ölpreise. »Ich glaube nicht, dass es zu einem großen Anstieg beim Preis kommt«, sagt Piebalgs gestern.

Artikel vom 30.03.2007