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Verwandlung zum Luftgeist

Kunstturnerinnen des TuS Jöllenbeck wirken in der Oper »Der Sturm« mit

Von Uta Jostwerner
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Ob sie Lampenfieber haben? »Noch nicht wirklich«, antworten Stefanie Kurpiers (13), Lisa Erhorn (15), Julia Erhorn (17) und Sybilla Johow (20) unisono. Dabei stehen die vier Kunstturnerinnen des TuS Jöllenbeck erstmals auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Und das auch noch bei so einem vielbeachteten Projekt wie der deutschen Erstaufführung von Zdenek Fibichs Zauberoper »Der Sturm«.

Während sich eine Stunde vor Beginn der Generalprobe das Stadttheater langsam in einen Ameisenhaufen verwandelt, bleiben die vier erstaunlich gelassen. Je zwei von ihnen doublen in der Oper die Sängerin Cornelie Isenbürger, die den Luftgeist Ariel singt und darstellt. Julia und Sybilla werden am heutigen Samstag die Premierenvorstellung bestreiten.
In 15 Minuten müssen sie in der Maske erscheinen. Dort dauert es unter den geschickten Händen der Maskenbildner genau 30 Minuten, um sie in einen kalkweißen Geist mit Glatze zu verwandeln.
»Man glaubt gar nicht, wieviel Schichten Farbe die auftragen, und wie es unter der Glatze zwickt«, erzählt Stefanie. Sie und Lisa kennen das Prozedere schon von der Hauptprobe, bei der das Werk in den Originalkostümen und mit Orchester erstmals an einem Stück durchgespielt wurde.
Mittlerweile kennen sie die Inszenierung sehr gut und wissen, an welchen Stellen sie in Bogengängen und Überschlägen als Luftgeist über die Bühne zu fegen haben. »Die Choreografie ist sehr akrobatisch. Wegen des harten Bühnenbodens haben wir allerdings auf Flic-Flac verzichtet«, erzählt Marion Erhorn. Die Trainerin der vier Kunstturnerinnen ist gleichzeitig die Mutter von Lisa und Julia.
Dass ihre Rollen einmal so umfangreich würden, sei zunächst gar nicht geplant gewesen. »Irgendwie wurde die Rolle immer stärker ausgeweitet. Jetzt sind wir in allen drei Akten dabei«, erklärt Lisa.
Klar, die acht Proben, die sie und ihre Turnkameradinnen seit Anfang März absolviert hätten, seien manchmal stressig gewesen. »Doch das war mir die Erfahrung wert. Außerdem hat es sehr viel Spaß gemacht, mal hinter die Kulissen eines solchen Betriebes schauen zu können. Ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute an solch einer Produktion beteiligt sind«, erzählt Stefanie. »Und alle waren total nett«, fügt Lisa hinzu.
Blut geleckt hätten sie alle, auch wenn die Musik gewöhnungsbedürftig sei und sie das Stück immer noch nicht richtig verstehen würde, sagt Stefanie. Aber auf der anderen Seite des Vorhangs zu stehen, das sei doch ein einmaliges Erlebnis, das sie und ihre Turnfreundinnen nicht missen möchten.

Artikel vom 31.03.2007