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Bayern treffen schnell ins
Schalke-Herz

Titelverteidiger putzt Tabellenführer

Von Oliver Kreth
München (WB). Die Gesänge in der ausverkauften Allianz-Arena waren hämisch. »Ihr werdet nie Deutscher Meister«, skandierten die Anhänger von Bayern München. Das ist zwar faktisch falsch, aber der Auftritt des Tabellenführers Schalke beim nationalen Rekordchampion war alles andere als meisterlich.

0:2 verlor die Mannschaft von Mirko Slomka. Der königsblaue Trainer sah zwar noch nicht rabenschwarz, aber er weiß auch, welcher Tatsache er das Verbleiben am Platz an der Sonne verdankt. Slomka: »Es ist pures Glück, dass wir noch auf Rang eins der Tabelle stehen. Das frühe Tor hat uns aus dem Konzept gebracht. Wir wollten kompakt stehen und auf Konter spielen. Es hat einige Zeit gedauert, bis wir unser Spiel umgestellt hatten.«
Konsequenz: Dem Titelverteidiger reichten zwanzig gute Minuten und das 75. Liga-Tor von Roy Makaay (sein 13. in der Saison), um die erste Halbzeit locker zu überstehen. Mittelfeldarbeiter Fabian Ernst, noch einer der besten auf dem Platz: »Wir hatten keinen Mut, wir hatten kein Herz.« Unverständlich, denn die Hausherren zogen sich nach der frühen Führung stark zurück. Hitzfelds Kritik: »Das war total unnötig.«
Bayern war auch im zweiten Durchgang einer insgesamt sehr schwachen Partie besser - von einer Spitzenbegegnung zu sprechen verbietet sich. Auch ein Verdienst der Münchener Innenverteidigung. Hitzfeld: »Es war wichtig, dass wir zu Null gespielt haben. Lucio und Daniel van Buyten haben einen guten Job gemacht. Auch im Mittelfeld standen wir kompakt. Aber wir haben zu viele Chancen ausgelassen, hätten das Spiel früher entscheiden müssen.« Das erledigte dann in der 78. Minute Hasan Salihamdzic. Der tat sich sonst vor allem durch intensive Diskussionen mit seinen Gegenspielern hervor, die auch noch nach dem Abpfiff nicht endeten. »Ihr könnt nicht verlieren«, warf er den Schalkern vor. Slomka, fast ein bisschen bewundernd: »Das ist auch eine Bayern-Qualität, das Spiel häufig zu unterbrechen, durch Fouls, die keine Konsequenzen nach sich ziehen.«
Bittere Konsequenzen hatte die Partie für Peter Lövenkrands, der gerade erst wieder in den Kader zurückgekehrt war. In der 35. Minute brach an seinem rechten Fuß die alte Verletzung wieder auf. »Was es genau ist, werden wir erst nach der Kernspintomographie erfahren. Aber unser Seelenheil und die Entscheidung in Sachen Meisterschaft hängt nicht nur an Peter Lövenkrands«, erläuterte der geschockte S 04-Coach. In der nächsten Bundesliga-Begegnung zuhause gegen Gladbach muss er auch auf Ernst verzichten - der kassierte seine fünfte Gelbe.
Slomka: »Uns fehlte die Sicherheit und die Konsequenz. Die müssen wir uns wieder erarbeiten. Aber wir haben alle Chancen. Und dann kehrt am 14. April ja auch Lincoln noch zurück.«
Den Bayern-Trainer beschäftigte nach den 90 Minuten mehr die morgige Begegnung gegen den AC Mailand. Hitzfeld: »Ich habe Owen Hargreaves geschont. Auch Lucio, der Adduktorenprobleme hatte, habe ich deshalb früher als er wollte vom Feld genommen. Und Lukas Podolski kann noch mehr rennen als Roy Makaay.« Heute fliegen die Münchener Richtung Mailand. Und sie wissen, mit so einer Leistung wie gegen Schalke können sie da nichts reißen. Da bräuchten sie auch Glück.

Artikel vom 02.04.2007