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»Marktkauf-Baumärkte verkauft«

Rewe übernimmt angeblich 133 der 150 Geschäfte - Edeka schweigt

Bielefeld (dpa/WB). Die angeschlagene Edeka-Tochter Marktkauf ist bald um eine schwere Last ärmer: Nach monatelangem Hin und Her ist die Entscheidung über den Verkauf der defizitären Baumarktsparte nach Informationen aus Unternehmenskreisen gefallen. Danach übernimmt die Kölner Handelskette Rewe einen Großteil der 150 Baumärkte.

Rewe übernehme 133 von knapp 150 Baumärkten, sagte ein Marktkauf-Kenner gestern und bestätigte einen entsprechenden Bericht der »Lebensmittel Zeitung«. Marktkauf sieht damit künftig wieder Land, denn »die SB-Warenhäuser verdienen immer noch richtig Geld«, sagte der Marktkauf-Kenner. Die Rewe-Tochter Toom steigt hingegen zur drittgrößten Baumarktkette Deutschlands auf.
Nach weiteren Informationen zahlt Edeka für das Geschäft ein Aufgeld von 120 bis 150 Millionen Euro. Die übrigen Baumärkte werden den Angaben zufolge geschlossen. Die Vertragsunterzeichnung werde innerhalb der kommenden zwei bis drei Wochen sein, hieß es in Unternehmenskreisen.
Der »Lebensmittel-Zeitung« zufolge gibt es einen Beschluss des Aufsichtsrats der Rewe KGaA. Ein Sprecher der Rewe-Gruppe nannte den Bericht über die angebliche Entscheidung des Aufsichtsrats »reine Spekulation«. In der Sache werde sich die Kölner Gruppe auch weiterhin nicht zu Berichten über angebliche Akquisitionspläne äußern. Auch die Edeka und ihre Bielefelder Tochter Marktkauf wollten sich nicht äußern. »Das kommentieren wir nicht«, sagte Marktkauf-Sprecher Tobias Weitzel gestern.
Schon seit längerer Zeit hieß es in gut informierten Kreisen, im Prinzip bestehe Einigkeit über die Übernahme. Zudem habe es sogar einen weiteren Interessenten gegeben. Dabei hatte die Baumarktsparte dem Marktkauf-Kenner zufolge 2006 erneut Millionenverluste eingefahren.
Laut Unternehmenskreisen lag der Verlust 2006 bei 70 Millionen Euro, ein Jahr zuvor waren es 62 Millionen Euro Verluste. Der Konzern verbuchte im vergangenen Jahr insgesamt ein Plus von gut zehn Millionen Euro nach einem Jahresfehlbetrag von 17,7 Millionen Euro bei 5,6 Milliarden Euro Umsatz im Vorjahr. Grund des positiven Ergebnisses waren Verkäufe der Optiksparte Krane und des russischen Marktes.
Allerdings habe der Verkauf der Baumarktsparte auch zusätzliche personelle Folgen für die Zentrale, warnte der Insider. Ursprünglich war in der Zentrale und den Märkten wegen der Schieflage schon im Jahr 2005 die Streichung von insgesamt 1000 Vollzeitstellen geplant, im Falle der Übernahme fällt die Zahl wohl höher aus. »Ich gehe davon aus, dass bis Mitte des Jahres gut 800 Stellen abgebaut sein werden, wenn die Zentrale nachzieht«, sagte der Marktkauf-Kenner.
Nach der Übernahme entfallen wohl weitere Stellen in der Zentrale, wo die Edeka-Tochter als Folge der bisherigen Sanierung ohnehin etwa 46 betriebsbedingte Kündigungen ausspricht.

Artikel vom 30.03.2007