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»Teheran darf die Geduld der internationalen Gemeinschaft nicht überstrapazieren.«

Leitartikel
Irans britische Geiseln

Teheran
spielt mit
dem Feuer


Von Dirk Schröder
Es ist alles andere als feige, wie die Briten sich bisher in der Krise um ihre vom Iran verschleppten Soldaten verhalten haben. Die britische Regierung handelte klug, als sie den Vorfall am Schatt el Arab, dem Mündungsstrom von Euphrat und Tigris, zunächst mit stiller Diplomatie friedlich lösen wollte. Doch wieder einmal hat Teheran den Bogen überspannt und mit der provozierenden Vorführung der Geiseln im Fernsehen Premierminister Tony Blair geradezu dazu gezwungen, eine härtere Gangart einzuschlagen.
Das Einfrieren der Beziehungen zu Teheran ist ein zunächst noch verhaltenes Signal an die iranische Führung in Teheran, dass man die Geduld Großbritanniens, aber auch die der internationalen Gemeinschaft, nicht beliebig überstrapazieren darf.
Doch noch ist der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad weit von den »versöhnlichen Schritten« entfernt, die sich der EU-Chefdiplomat Javier Solana erhofft. Schon im Atomstreit hat der Holocaust-Leugner aus Teheran nur auf Konfrontation gesetzt. Es kann eigentlich keinen Zweifel daran geben, dass dieser Irre die Atombombe haben will. Wenn es ihm wirklich nur um die zivile Nutzung der Kernenergie geht, hätte er die unzähligen diplomatischen Offensiven der internationalen Gemeinschaft nicht ständig ins Leere laufen lassen und sich stattdessen sogar lustig darüber gemacht.
Es gibt sicherlich eine ganze Reihe wirtschaftlicher und politischer Möglichkeiten, die für den Iran schmerzlich sein könnten. Doch auch die gerade nochmals verschärften Sanktionen, die ein Waffenembargo, Reisebeschränkungen und das Einfrieren von Auslandsgeldern vorsehen, bleiben ein stumpfes Schwert, solange die Entscheidungen im UN-Weltsicherheitsrat von ganz unterschiedlichen Interessen bestimmt werden.
Bisher haben Russland und China es stets verhindert, dass die internationale Gemeinschaft die Daumenschrauben für den Iran so anzieht, dass es wirklich einmal wehtut. Wen wundert es da, dass Ahmadinedschad nichts von seinem Selbstbewusstsein eingebüßt hat und die um Frieden bemühte internationale Gemeinschaft weiter verhöhnt. Auch Peking und Moskau können mit diesem Treiben auf Dauer nicht einverstanden sein und sich ständig davor drücken, Iran in die Schranken zu weisen.
Möglich, dass der Präsident mit der Geiselnahme der britischen Soldaten vom Atomkonflikt und seinem wirtschaftlichen Versagen im eigenen Land ablenken will. Nach dem Motto: Seht her, liebe Landsleute, ich bin der starke Mann, auf den ihr stolz sein könnt.
So oder so: Der unberechenbare iranische Präsident treibt hier ein gefährliches Spiel. Wer die (noch) besonnenen Reaktionen Londons als »politisches Tamtam« abtut, von dem ist Einsicht nicht zu erwarten.
Da erstaunt es schon, dass die Hälfte der Bundesbürger der Meinung sind, von den USA gehe eine größere Bedrohung für den Weltfrieden aus als vom Iran.

Artikel vom 30.03.2007