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Denn die musikalische Laufbahn des 37-Jährigen begann als Solotrompeter am Staatstheater Hannover. Bereits mit 20 Jahren wurde er Mitglied im Bayreuther Festspielorchester, dem er fünf Jahre angehörte. »Das war mein großes Glück: Dort habe ich Daniel Barenboim kennengelernt, der mich als Solotrompeter an die Staatsoper Berlin holte«, sagt Siberski, der elf Jahre lang dem renommierten Haus angehörte.
Gleichwohl reizte es ihn, selbst am Dirigentenpult zu stehen, und so nahm Leo Siberski 1997 parallel bei Rolf Reuter ein Dirigierstudium an der Hans-Eisler-Musikhochschule auf. »Das war stressig, aber es hat mich hineingezogen wie in ein Bermuda-Dreieck«, erzählt der Musiker, der 2003 endgültig die Seiten wechselte.
»Generell ist es natürlich ein Vorteil, beide Seiten zu kennen und zu wissen, wie die Abläufe im Orchester sind«, sagt er. »Am Anfang macht man sich aber zu viele Gedanken und will es jedem recht machen. Davon muss man sich verabschieden, obwohl eine gewissen Grundharmonie und ein Einverständnis zwischen Dirigent und Orchester unabdingbar sind«, weiß er.
Siberski legt seine ganze Leidenschaft in eine Produktion - für ihn sei es ein wichtiges Feedback, wenn er spüre, dass auch die Musiker das Werk mögen. Ein Umstand, der auf Zdenek Fibichs Musik und das Philharmonische Orchester offenbar zutrifft, denn die Probenarbeit sei entspannt und »phänomenal gut gelaufen«, versichert Siberski, der sich als Gastdirigent am Bielefelder Haus »exzellent aufgehoben« fühlt. »Das Ergebnis wird gut«, prophezeit er und gerät ins Schwärmen: »Es ist erstaunlich, wie das Stück vorbeirauscht und man in den Zauber der Musik hineingezogen wird.«
Mit der Oper, die am Stadttheater in deutscher Erstaufführung auf die Bühne kommt, beschäftigt sich Siberski seit dem vergangenen Sommer; er will mit vielen kleinen Modifikationen im Tempo den Gestus und Affekt der Musik herausheben, die stark am tschechischem Idiom orientiert ist. Das Stück sei durchkomponiert wie eine Wagneroper, auch wenn die Leitmotivtechnik nicht so konsequent durchgehalten sei wie bei Wagner. Nebenbei sei die Musik aber sehr eingängig und erkläre sich unmittelbar. »Für mich war die Bekanntschaft mit dem Werk eine Bereicherung«, sagt Siberski, der sich nun mit weiteren Fibich-Stücken auseinander setzten will.
Vor der Premiere legt er zwecks Konzentration ein körperliches Warm-up mit fernöstlichen Meditationstechniken ein. »Das ist eine Technik, die mir mein Lehrer Rolf Reuter vermittelt hat - neben den guten alten deutschen Kapellmeister-Tugenden«, erzählt Siberski, der auch die folgenden sechs Aufführungen dirigieren wird.
Im Anschluss daran will sich der derzeit freischaffend tätige Dirigent auf das Rheinsberg-Festival vorbereiten, wo er an der Kammeroper den »Liebestrank« von Donizetti dirigieren wird.
Daheim in Hannover freut sich Leo Siberski dann auf seinen Sohn (2) und seine Ehefrau, die Sängerin ist.

Artikel vom 31.03.2007