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Öffentlicher Sektor marschiert getrennt

Noch neun Bieter bei Berliner Landesbank im Rennen

Von Bernhard Hertlein
Berlin/Düsseldorf/Bielefeld (WB). Die Zahl der Bieter für 81 Prozent der Landesbank Berlin (LBB) hat sich seit Februar von 19 auf 9 reduziert. Um wen es sich handelt, darüber gibt es offiziell jedoch keine Angaben.

Spannend ist das Kaufverfahren vor allem deshalb, weil zur LBB auch die »Berliner Sparkasse« gehört. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) hat ein hohes Interesse daran, die Institute unter öffentlich-rechtlicher Führerschaft zu halten. In einer »Sammelaktion« wurden deshalb -Êwie berichtet - vier Milliarden Euro für ein Angebot sichergestellt. Das Projekt gelang, obwohl mehr als 40 der 400 deutschen Sparkassen ihre Zustimmung verweigerten. Mit 20 Sparkassen ist der Anteil der »Verweigerer« in Westfalen-Lippe besonders groß. Nach Informationen dieser Zeitung sollen zu denen, die abseits stehen, auch so große Institute wie die Sparkassen Hamm, Rheine, Herford und Lemgo gehören.
Ihr Interesse an der LBB öffentlich haben bereits mehrfach die Commerzbank (Frankfurt) und die HypoVereinsbank (München). Das Angebot der Landesbank Baden-Württemberg (Stuttgart) ist fast versehentlich bekannt geworden. Obgleich die WestLB (Düsseldorf) eine Stellungnahme strikt ablehnt, gilt es als sicher, dass auch sie zu den Interessenten gehört. Als weitere Mitglieder des Bieterkreises nennen »Financial Times Deutschland« und die »Süddeutsche Zeitung« übereinstimmend die Landesbank Bayern sowie die Private-Equity-Gesellschaften Cerberus, der sich kürzlich in Österreich an der Bawag beteiligte, Lone Star sowie JC Flowers, der bereits an der HSH Nordbank beteiligt ist.
Die Interessenten sind nun aufgefordert, ihre Angebote zu konkretisieren. Anschließend erhält in der nächsten Phase eine kleinere Auswahl von vielleicht sechs Bietern die Möglichkeit, Einblick in die Bücher der LBB zu nehmen.
Das Land Berlin muss sich bis Ende des Jahres von seinem 81-prozentigen Anteil an der LBB getrennt haben. Ohne diese Zusicherung hätte die Europäische Union vor sechs Jahren ihre Zustimmung zu den Milliarden Subventionen verweigert, mit denen die Regierung der Hauptstadt damals ihre Landesbank vor der Pleite bewahrt hat. Die Führung des Kaufverfahrens liegt in den Händen der Schweizer Großbank UBS. Das politische Berlin will neben dem Kaufpreis die Qualität des Übernahmekonzepts und die Sicherung von Arbeitsplätzen über die Vergabe entscheiden lassen.
Bislang ist es immer noch möglich, dass das Bieterverfahren wieder abgesagt und die LBB stattdessen an der Börse angeboten wird. Etwa ein Zehntel ihrer Aktien sind dort bereits notiert. Nimmt man nur den Kurs zur Grundlage, errechnet sich ein Wert von sieben bis acht Milliarden Euro. Weitere knapp zehn Prozent besitzt die Dekabank.

Artikel vom 02.04.2007