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Dr. Oetker fühlt sich wohl auf Platz 1

Nahrungsmittelfirmen zählen erstmals im Ausland mehr Mitarbeiter als im Inland

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). In zehn von zwölf Sortimenten nationaler Meister: Von dieser Top-Position können andere Bielefelder wie etwa der Fußballclub Arminia nur träumen. Ausgehend vom starken Heimatmarkt drängen die Nahrungsmittelfirmen der Dr. Oetker-Gruppe nun immer stärker auch ins internationale Geschäft.

Während der Umsatz operativ im Inland um 1,4 Prozent anstieg (und nebenbei die Top-Position bei trockenen Fertiggerichten erobert wurde), konnte Dr. Oetker im Ausland sogar um 7,8 Prozent zulegen. Sein Anteil am Umsatz beträgt jetzt 56 Prozent. Erstmals beschäftigten die Nahrungsmittelfirmen mit 3626 (3462) im Ausland auch mehr Mitarbeiter als im Inland mit 3608 (3652). Von den deutschen Arbeitsplätzen befindet sich ziemlich genau die Hälfte in der Region Ostwestfalen-Lippe (Bielefeld, Oerlinghausen).
Besonders erfolgreich war Oetker 2006 in Osteuropa. Mit einem Plus von knapp 40 Prozent auf 40 Millionen Euro belegte Russland Platz 1. Zusätzlich zum ehemaligen Onken-Werk in Prochorovka wurde in Südrussland eine kleine Nährmittelproduktion aufgenommen. Dabei kommen die Bielefelder der niedrigeren Kaufkraft in Osteuropa mit günstigen Preisen entgegen. Die dort eingeführte »Edizione Speciale«, mit etwas dickerem Boden und reduziertem Belag, kostet im Schnitt nur 1,50 Euro - statt 2,20 bis 2,30 Euro im Westen. Länderspezifische Pizza-Produkte gibt es im Osten sogar schon für einen Euro.
Eine Niedrigpreisstrategie verfolgt Oetker auch in Brasilien -Êund legte damit 2006 um 12,3 Prozent zu. Als weitere Märkte in dieser Region sollen Argentinien, Chile und Mexiko erschlossen werden. In Asien startet das Unternehmen ein Pilotprojekt für Pizza, Backmischungen und Desserts in der indischen Millionen-Metropole Mumbai (Bombay).
Die Top-Position bei den Neueinführungen belegte 2006 der Kinder-Milchpudding »Paula«. Der weit über Plan liegende Absatz sorgte zeitweise sogar für Lieferprobleme. Die Bielefelder reagierten und investierten sieben bis acht Millionen Euro in eine neue Fertigstraße in dem ehemaligen Onken-Werk in Moers. Dadurch steigt die Produktionskapazität nach Angaben von Geschäftsführer Volkmar Preuß von 60 auf 160 Millionen »Paula«-Puddinge. Das Ausland findet ebenfalls zunehmend Gefallen an dem Pudding »mit der Kuh«. Bislang bietet Oetker »Paula« auch in Italien mit großem Erfolg an; nun sollen die Niederlande, Belgien und weitere Märkte folgen.
Wo Oetker drin ist, steht Oetker drauf: Das gilt jetzt auch für Frankreich, wo die Produkte bisher unter einem anderen Namen vermarktet wurden. Mit der Umstellung und einer gleichzeitigen Marktoffensive kletterte der Umsatz im Nachbarland um 14,3 Prozent. Nun bildet nach Angaben des Vorsitzenden der Geschäftsführung, Dr. August Oetker, nur Italien, wo Oetker unter »Cameo« vermarktet wird, eine Ausnahme.
Das Jahr 2007 ließ sich gut an. Erwartet wird ein Umsatzplus jenseits der für den Gesamtmarkt vorausgesagten drei Prozent.

Artikel vom 29.03.2007