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Freie Ärzteschaft für AOK-Boykott

Appell an Patienten geplant - Neue Schutzgemeinschaft im Kreis Gütersloh


Von Ernst-Wilhelm Pape
Gütersloh (WB). Aus Protest gegen die Gesundheitsreform planen in Nordrhein-Westfalen erstmals niedergelassene Ärzte eines ganzen Kreises die Rückgabe ihrer Kassenzulassung. Ärzte im Kreis Gütersloh haben zu diesem Zweck die »Schutzgemeinschaft Systemausstieg« gebildet, die zum Ziel hat, aus der bisherigen Versorgung auszusteigen. Die Behandlung von Kassenpatienten soll dann nach der Gebührenordnung für Privatpatienten direkt mit den Kassen abgerechnet werden.
Aufgrund der Gesundheitsreform verschlechtere sich die Versorgung der Patienten weiterhin, sagte der Sprecher des Ärztenetzes MediGüt, Dr. Michael Prange aus Verl. Ein Großteil der 390 Ärzte im Kreis Gütersloh sehe keine Möglichkeit mehr, unter den bestehenden Voraussetzungen die bisher gewohnte Betreuung der Patienten aufrecht zu erhalten.
In ganz Nordrhein-Westfalen laufen gegen Ärzte bereits 116 Insolvenzverfahren. In diesem Bereich gebe es zudem eine hohe Dunkelziffer, sagte eine Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein.
Ziel sei es, dass bundesweit 10 000 bis 20 000 Haus- und Fachärzte auf ihre Kassenzulassung verzichten, sagte der Vorsitzende des Verbandes Freie Ärzteschaft, Martin Grauduszus, dieser Zeitung. Die Freie Ärzteschaft will ferner die Patienten zum Boykott der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) aufrufen. Die AOK habe die engsten Verbindungen zum Bundesgesundheitsministerium und falle den Ärzten in den Rücken, sagte Grauduszus. Die AOK betreibe einen Wechsel weg von der wohnortnahen und flächendeckenden Versorgung der Patienten. Die Kasse werbe für die Abschaffung der in eigener Praxis niedergelassenen freiberuflich tätigen Ärzte.

Artikel vom 29.03.2007