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Volksweisheit

»Es gibt keine Verpflichtung, der jeweils vorherrscheinenden Meinung anzugehören.«

Leitartikel
Gibt es »Ex«-Terroristen?

Vergangenheit von links entsorgt


Von Rolf Dressler
Ein übler Beigeruch verbreitet sich, wenn unverbesserliche Rechthaber (g)eifernd darüber schwadronieren, ob selbst schwerstverbrecherische Attentäter nicht eines Tages zu Ex-Terroristen oder Ex-Mördern geläutert sein könnten.
Erschreckend eng an diesem Grat entlang schimpften und empörten sich am Donnerstagabend in der ZDF-Runde von Maybrit Ill- ners »Berlin Mitte« einmal mehr einträchtig zwei alt-linke Zyniker und Meister der besonderen (Un-) Art: der Bühnen-Intendant Claus Peymann, der immer wieder diebisch gern auch bei deftigen Politspektakeln Theater macht, und der ihm gesinnungsnah verbundene, spätere Grünen-Minister Rupert von Plottnitz, ehemals Rechtsbeistand im Umfeld der terroristischen Baader/Meinhof-Bande, die in den 1970er Jahren unter dem Banner »Rote Armee Fraktion« den verhassten deutschen Nachkriegsstaat und dessen »ganzes Schweinesystem« hatte zusammenbomben wollen.
Die mindestens fünffache Terrormörderin Brigitte Mohnhaupt kam nach 24 Jahren Haft soeben auf freien Fuß. Der mitinhaftierte Christian Klar hofft darauf, ihr bald folgen zu können, wenn der Bundespräsident sein Einverständnis dazu gibt. Nur: Beide schweigen sich eisern darüber aus, wer den Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer, den Generalbun-desanwalt Siegfried Buback, den MTU-Chef Ernst Zimmermann, den Siemens-Manager Karl-Heinz Beckurts, den Diplomaten Gero von Braunmühl, den Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen sowie mehrere Fahrer, Polizisten und zivile Bewacher teuflisch hinterrücks umgebracht hat.
Das aber treibt offenbar weder Peymann noch von Plottnitz noch deren Grünen-Freunde im Geiste wie etwa Christian Ströbele um. Es sei an der Zeit, dass der Staat sich endlich auch mit den »RAF«-(Ex-?)Terroristen aussöhne. Und im übrigen seien sie und ihre Ge- neration damals letztlich von der großen Sorge beseelt gewesen, dass nach der Hitler-Tyrannei »schon wieder alles den Bach runtergeht in diesem Deutschland«.
Die Wahrheit hingegen ist: Bereits unter der Führung Konrad Adenauers entwickelte sich die junge Bundesrepublik zu einem Staat mit einer der besten Verfassungen der Welt, mit einem mustergültigem Rechtswesen und breiter sozialer Sicherheit. Dreister also als Peymann, Plottnitz, Ströbele &. Co. kann man geschichtliche Wahrheiten und Wirklichkeiten kaum verfälschen.
Vom »Ex«-Vergewaltiger und »Ex«-Kinderschänder wäre es dann ja auch nicht mehr weit bis zum »Ex«-Bombenattentäter und »Ex«-Terroristen, »Ex«-Massenmörder, »Ex«-Völkermörder oder »Ex«-Großtyrannen.
Und zum grottenschlechten Schluss trifft man sich dann wie- der in dem innigen Begehren, dass »wir« irgendwann - sprich: am besten hier und jetzt - auch mit den Baader/Meinhof/Mohnhaupt-Terroristen »unseren Frieden machen« und den berühmten Schlußstrich ziehen sollten.
Entsorgung der Vergangenheit - von links auf links gedreht.

Artikel vom 31.03.2007