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Team-Gold soll
nur Auftakt sein

Boll und Co. haben noch »Luft«

Belgrad (dpa). Der Sieg war groß, die Feier klein. Ein Gläschen Sekt in der Bar im Hotel IN, mehr war für Timo Boll und seine Kollegen nicht drin.

Noch vor Mitternacht mussten Deutschlands Tischtennis-Herren nach ihrem umjubelten 3:0-Sieg im EM-Finale gegen Kroatien zur Tagesordnung übergehen. Das erste EM-Gold in Belgrad soll nicht das letzte sein. Boll ist seit gestern im Einzel und Doppel mit Christian Süß an Nummer eins gesetzt, und auch langfristig winkt den deutschen Zelluloidball-Künstlern eine goldene Zukunft.
»Auf fünf Mal Silber folgt fünf Mal Gold«, jubelte im ersten Überschwang der Weltranglisten-Vierte Boll. Eine Aussage, die verwegener klingt als sie ist. »Ich habe lange auf diesen Moment gewartet. Das wissen die Jungen im Team gar nicht zu schätzen. Sie werden diesen Titel noch oft gewinnen, da bin ich sicher«, sagte der 37 Jahre alte Routinier Jörg Roßkopf, der zuvor bei drei der fünf verlorenen EM-Endspielen dabei gewesen war.
Diesmal saß Deutschlands »Mr. Tischtennis« als Motivator auf der Bank und war dennoch ein Held in einem Endspiel, in dem Herren-Bundestrainer Richard Prause auf die Jugend setzte. Neben Ausnahmekönner Boll schickte er wie in den Runden zuvor Dimitri Ovtcharov (18) und Christian Süß (21) in die Box. »Natürlich hätte ich gerne selbst im Finale gespielt, aber warum sollte man eine Aufstellung ändern, wenn es so gut läuft«, erklärte Roßkopf.
Die junge DTTB-Mannschaft, zu der auch Bastian Steger (26) und der frühere Jugend-Weltmeister Patrick Baum (19) gehören, muss in Europa keine Konkurrenz fürchten. So souverän gewann das Team den lang ersehnten Titel, obwohl mit Ausnahme von Ovtcharov keiner auf seinem Top-Niveau spielte. »Wir hatten noch Luft nach oben«, gestand Boll, der sich ohnehin mehr an der asiatischen Konkurrenz aus China und Südkorea orientiert.
»Wir haben jetzt ein Team, das, wenn alle gesund bleiben, über Jahre die Nummer eins in Europa bleiben kann und auch in der Welt ein gewaltiges Wort mitzureden hat. Mit dieser Mannschaft können wir auch die Asiaten angreifen« urteilte DTTB-Ehrenpräsident und Sporthilfe-Chef Hans Wilhelm Gäb. »Ich werte diesen Erfolg als Zwischenstation vor der Weltmeisterschaft im Mai in Zagreb. Der Sieg ist die Bestätigung für den guten Weg, den die Herren und ihr Trainer eingeschlagen haben«, erklärte DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig.
Einen Tag nach ihrem Team-Sieg qualifizierten sich die WM-Zweiten Timo Boll/Christian Süß (Gönnern/Düsseldorf) sowie Jörg Roßkopf/Bastian Steger (Gönnern/Frickenhausen) und Patrick Baum/Dimitri Ovtcharov (Frickenhausen/Tündern) für die dritte Runde im Doppel.

Artikel vom 29.03.2007