29.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Noch eine Affäre

Verstörend: Siemens schmiert


Der neueste Siemens-Skandal ist ein gefundenes Fressen für die IG Metall. Dubiose Zahlungen in Richtung einer konkurrierenden Betriebsräte-Organisation sind bestens geeignet, die eigene, angebliche Unabhängigkeit zu adeln.
Aber nicht dieser Blick, sondern weiterhin absolut ideologiefreies Vorgehen ist jetzt gefragt. Nach einem halben Dutzend anderer Affären und zumindest moralischen Pleiten (BenQ) muss in München konsequent weiter aufgeräumt werden. Schon heißt es bei Transparency International vielsagend, das werde vermutlich nicht der letzte Fall sein.
Es gibt keine direkte Vergleichbarkeit mit der VW-Affäre, bei der sich Betriebsräte mit Geld und Reisen letztlich Lohnverzicht abkaufen ließen. Weder Johannes Feldmayer noch Wilhelm Schelsky ist Peter Hartz. Trotzdem sind die Ähnlichkeiten, vor allem bei undifferenziertem Blick von außen, frappierend. Letztlich werden die Mitbestimmung und die geordnete Arbeitnehmervertretung insgesamt Schaden nehmen. Nicht vergessen: Der soziale Frieden, einer der alten Grundpfeiler deutscher Marktwirtschaft, gehört immer noch zu ihren Garanten.
Tatsache ist, dass der Weltkonzern Siemens Schmiergelder in beträchtlicher Höhe nicht nur im Ausland, wo es angeblich nicht anders geht, sondern auch in Deutschland gezahlt hat. Egal, wer der »Nehmer« war, zu wissen, dass Siemens »Geber« ist, ist verstörend genug.Reinhard Brockmann

Artikel vom 29.03.2007