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Das gepanzerte Abwehr-Ass

Eisenhart und schmerzfrei: Mladen Krstajic mit Schalke auf Titelkurs

Von Klaus Lükewille
München (WB). Almaty, Montenegro und jetzt München: Mladen Krstajic ist in diesen Tagen viel unterwegs. Mit der Fußball-Nationalmannschaft gab es für den Abwehrspieler nichts zu feiern. 1:2 beim Außenseiter Kasachstan. 1:1 gegen Portugal.

In der EM-Tabelle der Qualifikations-Gruppe A liegt Serbien nur auf dem vierten Rang. Aber mit dem FC Schalke 04, da steht das Abwehr-Ass ganz oben. Als stolzer Spitzenreiter laufen die »Königsblauen« zum Schlagerspiel der 27. Bundesliga-Runde in die Allianz-Arena ein. Für Krstajic ist es keine Frage, dass sie das Feld unbesiegt verlassen werden - und auch danach weiter die OberhausTabelle anführen. Er kann schließlich auf seine Privat-Bilanz verweisen. Zwölf Spiele gegen die Bayern, nur eine Niederlage.
Sollen sie doch kommen. Der Podolski, der Makaay oder der Pizarro. Krstajic wird sich, wie immer, den prominenten Angreifern entgegen stemmen. Mit breiter Brust. Und die ist seit ein paar Wochen sogar noch gepanzert. Gegen den Hamburger SV brach sich Krstajic nach einem »Absturz« bei einem Luftduell die sechste Rippe auf der linken Seite.
Eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit. Aber einer wie Krstajic, der jammerte nicht eine Sekunde, der spielte weiter. Anschließend ließ sich der Serbe verarzten. Er trägt seitdem einen Schutz aus dem Material Polythylen. Ein Schalker Knappe in der Ritterrüstung, zu keinem anderen Spieler in dieser Mannschaft passt sie so gut wie zu Krstajic.
Knallhart gegen die stürmischen Rivalen, eisenhart auch gegen sich selbst. Meniskusbeschwerden werden seit einiger Zeit mit Medikamenten betäubt. Der 33-jährige Innenverteidiger kennt keine Schmerzen: »Wenn ich auf den Platz laufe, dann bin auch hundertprozentig einsatzbereit.«
Wie zuletzt gegen den VfB Stuttgart. Da erzielte der Mann, der eigentlich Treffer verhindern soll, das Tor des Tages. Bei der anschließenden Jubelarie stürzten sich alle Kollegen auf ihn und Trainer Mirko Slomka hatte schon große Sorgen: »Ich dachte: Hoffentlich zerdeppern sie dem Mladen jetzt nicht noch eine Rippe.«
Keine Angst, da kann sich einer wie der Krstajic schon wehren. Ex-Manager Rudi Assauer, der den abgezockten und eiskalten Routinier 2004 von Werder Bremen nach Gelsenkirchen lockte, lobt ihn heute noch: »Der Mladen? Das ist mein kleiner Bandit.« Nein, nein, das war keine Beleidigung. Das sollte ein dickes Kompliment sein. Denn Assauer schätzt die vorbildliche Einstellung des Serben: »Der Junge ist ein absoluter Top-Profi.«
So sieht das auch Slomka. Krstajic, in der Schwächephase im Herbst 2006 ein Wackelkandidat, steht inzwischen längst wieder mit beiden Beinen ganz fest in der Stammbesetzung. Neben Kapitän Marcelo Bordon räumt er vor dem Strafraum ab und auf. Auch jetzt gegen die Bayern? Seine Prognose: »Wenn wir dieses Spiel nicht verlieren, sind wir unserem großen Ziel ein Stück näher.« Das heißt Meisterschaft. Und Krstajic weiß, wie schön das ist. Mit Werder Bremen holte er 2004 den Titel.
Jetzt soll München eine wichtige Station zum Triumph 2007 werden. Dafür schnürt er wieder seine Rüstung, übrigens zum letzten Mal. Für die Königsblauen will Krstajic aber noch ein, zwei Jahre verteidigen. Der Vertrag läuft bis 2008, darin ist eine Option für eine weitere Saison festgeschrieben.
So schnell räumt der Serbe seinen Platz also nicht. »Wer mich verdrängen will, der muss schon verdammt gut sein.« Eine nette Begrüßung für den neuen Kollegen Heiko Westermann. Denn der Bielefelder Verteidiger kommt im Sommer - aber ganz sicher nicht sofort an Krstajic vorbei.

Artikel vom 31.03.2007